Der Trammplatz soll modernisiert und einladender werden. Er soll als Visitenkarte HannoveranerInnen und Gäste der Stadt willkommen heißen und als demokratisch und kulturell geprägter Platz die Stärken der Stadt widerspiegeln. Auch seine Bedeutung als zentraler Veranstaltungsort am Maschpark, im Herzen der "Stadt der Gärten", wird deutlicher herausgestellt: Ein als Blütenmuster gestalteter Bodenbelag aus Natursteinpflaster soll eine neue Atmosphäre schaffen und Rathaus und Vorplatz stärker in die gartenhistorische Umgebung des Maschparks einbinden. Diese Pläne haben Stadtbaurat Bodemann, Stadtgestalter Thomas Göbel-Groß und Landschaftsarchitekt Kamel Louafi (Berlin) heute (15. Mai) vorgestellt. Für den Umbau, der im Herbst dieses Jahres beginnen und Ende 2014 abgeschlossen werden könnte, sind 2,75 Millionen Euro veranschlagt. In Kürze werden die politischen Gremien über die Beschlussvorlage beraten.
"Der heutige Zustand des Trammplatzes ist stark reparaturbedürftig. Die erforderliche Erneuerung gibt uns auch die Chance, durch eine große Freitreppe den Platz zum Friedrichswall und damit zur Altstadt zu öffnen", sagte Stadtbaurat Uwe Bodemann. "Gleichzeitig wollen wir den Tunnel schließen, sodass die Hannoveranerinnen und Hannoveraner ihr Rathaus künftig über einen ebenerdigen Fußgängerüberweg erreichen. Die geplante neue Gestaltung wird sich auch aufgrund des neuen Materials besser in das denkmalgeschützte Ensemble mit der imposanten Rathausfassade und dem spannungsvollen Höhenverlauf von Platz, Balustraden und Schmuckkandelabern einpassen." Neben dem Umbau am Klagesmarkt, den Erneuerungen am Hohen Ufer und der Neugestaltung des Kröpcke sei der neue Trammplatz ein weiteres Projekt zur wirksamen Erneuerung und Attraktivierung der City von Hannover, so Bodemann weiter.
Anstelle des trennenden Hochbeets am Friedrichswall wird zukünftig eine großzügige Freitreppe den Trammplatz erschließen. Die Nebenanlage zwischen der neuen Treppe und der Fahrbahnwird neben dem Radweg auch einen Gehweg anbieten. Die Freitreppe ist gegliedert durch Sitzelemente, eine zentral gelegene Rampe und ein Baumbeet um die vorhandene Säuleneiche. Die breiten Stufen und Sitzelemente werden zum Verweilen einladen.
Am Kopf der Freitreppe stehen neue Lichtstelen, die neben der Fahrbahn auch die Treppe selbst und die Platzfläche ausleuchten. An den Seiten ermöglichen großzügige und sanfte Rampen die Erreichbarkeit des Platzes, auch für Anlieferungen und Aufbauten. Um den Platz wieder besser mit seinen Rändern zu verbinden, wird er geringfügig um circa 30 Zentimeter (zwei Stufen) angehoben und erhält damit in der Platzmitte seine historische Höhenlage zurück.
Die stilisierten Pflanzenmotive im Bodenbelag werden sich auch in den Baumeinfassungen wiederfinden. Die Oberflächenqualitäten der Beläge wurden gemeinsam mit der Behindertenbeauftragen der Landeshauptstadt entwickelt und stellen sowohl eine gute Erreichbarkeit als auch barrierefreie Nutzbarkeit der Platzfläche sicher. Während die floralen Pflastermotive aus gespaltenen Natursteinen gepflastert werden, wird die eigentliche Grundfläche des Platzes in geschnittener Steinqualität hergestellt, was eine insgesamt sehr gute Benutzbarkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen garantiert.
Die vorhandenen Bäume werden über Baumbeete und geschwungene Sitzkanten in die Platzgestaltung integriert. Um den Platz in Zukunft noch besser für Veranstaltungen nutzen zu können, werden in Absprache mit den Veranstaltungsspezialisten leistungsfähige Anschlüsse (Strom, Wasser, Abwasser) unterirdisch installiert.
Die vorhandenen Kunstwerke und Denkmale sind bei der Planung intensiv berücksichtigt worden: Der "Klaus-Bahlsen-Brunnen" bleibt am bisherigen Ort und wird auch durch eine neue Stufenanlage östlich des Platzes besser wahrnehmbar sein. Der "Große Verletzte Kopf" wird an gleicher Stelle wieder aufgestellt. Der "Bogenschütze" wird nach seiner Sanierung einen besseren Standort im benachbarten Maschpark erhalten, der ihn entsprechend seines ursprünglichen Standortes auf dem Engesohder Friedhof wieder in einen landschaftlichen Kontext bringt. Die Mahnmale "Unbekannter Deserteur" und "Hiroshima" werden vorsichtig entnommen, gründlich konservatorisch untersucht und erhalten in enger Abstimmung mit dem Kulturdezernat einen noch festzulegenden Standort.
Der Handlungsbedarf für den Trammplatz ergibt sich aus einer Reihe von Mängeln: Die Kanten aus den 1960er Jahren sowie die innen liegenden Pflasterflächen sind abgängig. Der Zahn der Zeit nagt auch an den Mauern. Die Stufenanlagen sind zum Teil abgesackt und müssen nach Veranstaltungen häufig repariert werden. Der unebene Platzbedarf und die mangelhafte Entwässerung beeinträchtigen die Nutzung. Bei Veranstaltungen stellen nicht nur die Hochbeete Barrieren und Gefahren dar, auch der organisatorische Aufwand ist mangels geeigneter Strom und Wasserleitungen sehr groß. Weder Platzfläche noch Zufahrten entsprechen den Anforderungen an einen modernen Veranstaltungsplatz.
Der Platz ist aufgrund seiner schlechten Erreichbarkeit, seiner steilen Rampen und unebenen Beläge nicht barrierefrei und damit für viele Menschen mit Mobilitätseinschränkungen nicht nutzbar. Der unterirdische Verbindungstunnel ist trotz nachträglicher Verkleidung und Beleuchtung unansehnlich und wird in den Abendstunden gemieden. Während das Neue Rathaus und die Vorfahrt in den Nachtstunden gut mit Licht in Szene gesetzt sind, liegt der Platz selbst derzeit weitgehend im Dunkeln. Zudem fehlen angemessene Sitzmöglichkeiten.
Die Umgestaltung soll mit dem Rückbau des Fußgängertunnels in diesem Jahr starten. Während der großen Veranstaltungen im April und Anfang Mai 2014 werden die Bauarbeiten unterbrochen. Nach dem Marathon und dem Tag der Arbeit soll dann auf der Platzfläche ab Mitte Mai ge-arbeitet werden.
Hintergrundinformationen: Der rund hundert Jahre alte Trammplatz entstand bei der Errichtung des Neuen Rathauses und war ursprünglich ein gärtnerisch gestalteter grüner Schmuckplatz. Die Platzfläche entsprach früher genau der Grundfläche des Rathauses und bot damit die stadträumlich angemessene Vorfläche vor dessen beeindruckender Kulisse. Die symmetrische Platzgestaltung wurde von steinernen Schmuckbalustraden und Kandelabern, leicht terrassierten Rasenflächen, Formgehölzen, Schmuckpflanzungen, Flanierwegen und markanten Großbäumen geprägt. Von der Haupttreppe passierte man den abgesenkten Platz über einen zentralen Weg zur Promenade entlang der damaligen Friedrichsstraße, die über eine ansteigende Treppenanlage erreicht wurde. Links und rechts des zentralen Weges senkten sich die quadratischen Rasenflächen leicht nach innen ab.
Durch die Kriegszerstörungen und die Neukonzeption des Cityrings nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Trammplatz substanziell verändert, seine ursprüngliche Ausdehnung durch den Ausbau der Straßenräume etwa um ein Drittel verkleinert und durch den neuen, sechsspurigen Friedrichswall beschnitten. Aus dem gärtnerischen Schmuckplatz der Entstehungszeit wurde in der Nachkriegszeit ein steinerner Platz. Zur Querung des Straßenraums wurde ein Verbindungstunnel für FußgängerInnen angelegt. Der Trammplatz wurde im Zuge dieser Umbauten um zwei bis drei weitere Stufen abgesenkt, mit Platten befestigt und mit Pflanzbeeten und seitlichen Stufenanlagen versehen. Das wuchtige Hochbeet verhindert seitdem den direkten Zutritt auf den Platz vom Friedrichswall.