Die Landeshauptstadt Hannover (LHH) hat am Mittwoch, 23. April, einen Stolperstein für den ehemaligen SPD-Vorsitzenden und NS-Verfolgten Kurt Schumacher verlegt. Außerdem ließ die Stadt eine bereits angebrachte Stadttafel, die an sein Wirken erinnert, erneuern.
Der Stolperstein wurde vor dem ehemaligen Wohnhaus von Schumachers Schwester, Lotte Trinkwalter, in der Südstadt verlegt. Hierhin war Schumacher im Jahr 1943 nach zehnjähriger Haft, unter anderem in Dachau, entlassen worden. Die damalige Memelerstraße 63 ist heute die Heinrich-Heine-Straße 4.
Dr. Holger Martens, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten, Oberbürgermeister Belit Onay und Ministerpräsident Stephan Weil erinnerten anlässlich der Stolpersteinverlegung an das Wirken Schumachers. Für die Verlegung des Stolpersteins spendete der Bundesvorstand des Arbeitskreises um Dr. Martens.
„Mit Kurt Schumacher ehren wir einen Politiker, dessen unbeirrbares Eintreten für seine demokratischen Grundüberzeugungen uns auch heute noch ein Vorbild ist. Mit dem Erstarken des Rechtspopulismus erleben wir, wie wichtig es ist, demokratiegefährdenden Strömungen entschieden entgegenzutreten und sich auf keine Kompromisse mit ihnen einzulassen“, so Oberbürgermeister Onay in seiner Ansprache.
In Hannover wurde Schumacher in der Vergangenheit bereits mehrfach geehrt. So trägt ein Saal in der Polizeidirektion Hannover seinen Namen, außerdem sind zwei Straßen, eine Grundschule und eine Kaserne nach ihm benannt. Das Ehrengrab Schumachers befindet sich auf dem Stadtfriedhof Ricklingen.
Nach der Verlegung des Stolpersteins enthüllten Oberbürgermeister Belit Onay, die stellvertretende Stadtbezirksbürgermeisterin Linden-Limmer, Katharina-Sophia Gerking, und der SPD-Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetovic an der Zentrale des Wiederaufbaus der SPD nach 1945, dem sogenannten „Büro Schumacher“ in der Jacobsstraße 10 in Linden, eine erneuerte Version der bereits bestehenden Stadttafel.
Hintergrund
Kurt Schumacher wurde, wie viele Sozialdemokrat*innen, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 festgenommen. Eine ihm vorgelegte Erklärung, mit der er auf jegliche politische Betätigung verzichten sollte, unterschrieb er nicht, obwohl er damit seine Freilassung erkauft hätte. Auf seine Entlassung im Jahr 1943 folgte nach dem missglückten Stauffenberg-Attentat ein Jahr später eine erneute Inhaftierung, diesmal in Neuengamme.
Im Mai 1945, zwei Tage vor der Kapitulation der Nationalsozialisten, wurde der SPD-Ortsverein Hannover neugegründet, obwohl Parteien zu diesem Zeitpunkt in der britischen Zone noch nicht wieder zugelassen waren. Die offizielle Neugründung fand deshalb erst im Oktober ’45 statt. Schumacher wurde ein Jahr später, am 9. Juni 1946 auf dem SPD-Parteitag in Hannover zum Parteivorsitzenden gewählt. Schumacher hatte entscheidenden Einfluss auf die Neugründung der SPD und war in der Nachkriegszeit politischer Gegenspieler Konrad Adenauers. Außerdem wehrte er sich vehement gegen eine Vereinigung von SPD und KPD. Er starb am 20. August 1952 und wurde auf dem Ricklinger Friedhof beigesetzt – seinen Trauerzug begleiteten tausende Menschen auf dem Weg durch Hannover.