Hannovers Bevölkerung wächst, und damit auch die Zahl der Kinder in der Stadt. Zugleich steigen die Ansprüche an Umfang und Qualität der Kinder-Betreuung. Hannover stellt sich mit einem weiteren Ausbau der Betreuungskapazitäten frühzeitig auf diese und andere Gründe für steigenden Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen in den kommenden Jahren ein.
Durch das Programm "Hannover bleibt am Ball!" werden bis 2017 insgesamt 1.400 zusätzliche Plätze geschaffen, davon 900 Krippen- und 500 Kindergartenplätze. Entwickelt sich die Zahl der Kinder, wie jetzt abzusehen, wird damit eine Betreuungsquote von rund 65 Prozent der Krippen-, und 100 Prozent der Kindergartenkinder erreicht. Für das Gesamtprogramm ist über alle Jahre ein investiver Aufwand von rund 34 Millionen Euro berechnet.
"’Hannover bleibt am Ball!‘ – was nach Rasensport klingt, umschreibt Elan und Engagement, Ehrgeiz und Teamleistung, mit denen wir uns auch künftig einer der wichtigsten Aufgaben der Stadtpolitik stellen wollen: Familien Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder anzubieten, die ihren Wünschen soweit wie möglich entgegen kommen", erläuterte Oberbürgermeister Stefan Schostok die Zielsetzung des Programms am 22. April.
"Es ist abzusehen, dass anhaltend viel mehr junge Familien in der Stadt leben werden als die Fachleute noch vor wenigen Jahren vorausgesagt haben. Das ist ein überaus erfreuliches Indiz für die Lebensqualität Hannovers. Und es ist die Fortsetzung des planerischen und finanziellen Kraftakts, mit dem wir uns in der jüngeren Vergangenheit sowohl auf die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz, als auch auf steigende Zahlen bei Kindergartenkindern eingestellt haben, allemal wert", ist Jugenddezernent Thomas Walter sicher.
Als Erfolg der bisherigen Bemühungen unterstreichen beide die Verbesserung von Vereinbarkeit von Kinderwunsch und Berufsleben für zahlreiche Familien auch im Kleinkindbereich, sowie die Tatsache, dass durch den rechtzeitigen und umfassenden Ausbau der Kinderbetreuung Klagen oder Klageandrohungen zu Lasten der Landeshauptstadt vermieden werden konnten.
Jedoch hätten zurzeit noch viele Eltern nicht die Kinderbetreuung, die sie sich eigentlich wünschen würden. Auch müssen längere Wartezeiten und -listen bei besonders nachgefragten Einrichtungen oder eine nicht wohnortnahe Betreuung in Kauf genommen werden, ebenso Tagespflegebetreuung als Übergangslösung. Hier solle das neue Programm Entspannung bringen.
"Hannover bleibt am Ball!"
Das Programm soll in zwei Abschnitten umgesetzt werden:
- 577 Krippenplätze und 265 Kindergartenplätze in den Jahren 2014/2015.
- 323 Krippenplätze und 235 Kindergartenplätze im Jahr 2016 und später.
Die Krippenplätze dieses und des kommenden Jahres werden in über 20 bereits feststehenden Aus- oder Neubauprojekten realisiert. Schwerpunkte sind dabei die besonders nachgefragten Bezirke Mitte und Vahrenwald-List mit 100 und 75 zusätzlichen Plätzen sowie Stöcken mit 75 Plätzen.
Ab 2016 sollen dann weitere Projekte mit rund 330 Krippenplätzen folgen, wovon rund die Hälfte bereits jetzt mit unterschiedlichem Planungsstand konkretisiert ist. Schwerpunkte werden in den Bezirken Südstadt und Ricklingen gesetzt.
Die übrigen sollen im Rahmen der Fertigstellung des bis dahin absehbaren Wohnungsbaus aus der Wohnbauflächeninitiative der Stadt realisiert werden.
Im Kindergartenbereich sind für 2014/15 bereits 265 Plätze durch konkrete Projekte belegt. Weitere 235 Plätze sollen ebenfalls im Zuge der Wohnbauflächeninitiative je nach Fertigstellung und Bezug der Wohnungen entstehen.
Aktueller Stand der Krippen- und Kindergartenversorgung
"Hannover bleibt am Ball!" setzt im Bereich der Krippenplätze fort, was in den Jahren seit Ankündigung des Rechtsanspruchs erreicht wurde: Von 2008 bis zum 1. Januar 2014 entstanden unter anderem durch die Programme "5 mal 300 Plätze" und "300 plus" 1.834 neue Krippenplätze.
Bei den Kindergartenplätzen wurden aufgrund steigender Kinderzahlen 2011 394 zusätzliche Plätze geschaffen, 2012 301 altersübergreifenden Plätze in reine Kindergartenplätze umgewandelt und 2012 nochmals 91 neue Plätze eingerichtet. Damit standen Anfang 2014 5.228 Krippenplätze beziehungsweise Betreuungsplätze in der Kindertagespflege und 13.793 Kindergartenplätze zur Verfügung.
Das ist eine Betreuungsquote von
- 55,3 Prozent für Kinder im rechtsanspruchsrelevanten Alter für einen Krippen- beziehungsweise Tagespflegeplatz (ein und zwei Jahre)
- 100,4 Prozent für Kinder im Kindergartenalter (drei bis fünf Jahre).
Gründe für steigenden Bedarf
Bei der Kleinkindbetreuung tragen im Wesentlichen zwei Faktoren zu anhaltendem Bedarf an neuen Plätzen bei: Die weiter angestiegene Anzahl von Kindern mit Rechtsanspruch und der deutlich zu verzeichnende "Angebotssog".
Im mehrjährigen Vergleich zeichnet sich ab, dass mit der heute erreichten Zahl von rund 9.600 ein- bis zweijährigen Kindern dauerhaft zu rechnen ist, statt mit 9.000 bis 9.100, wie in der Phase vor Einführung des Rechtsanspruchsprogramms geschätzt wurde.
Schon mit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz (1996) war zu beobachten, dass mit zunehmendem Angebot an Betreuungsplätzen zugleich auch die Nachfrage der Eltern und damit die Bereitschaft stieg, Kinder ergänzend außerhalb des häuslichen Umfeldes betreuen zu lassen (so genannter "Angebotssog"). Dieselbe Entwicklung ist heute im Bereich der Kleinkindbetreuung zu beobachten: Das Angebot erhöht auch die Nachfrage. Eine Erfüllungsquote von 55 Prozent kann daher inzwischen nicht als ausreichend bedarfsdeckend betrachtet werden.
Bei der Kindergartenbetreuung verursachen mehrere Entwicklungen einen steigenden Platzbedarf:
- In jüngster Zeit geborene (Krippen-)Kinder erreichen das Kindergartenalter ("Durchwachsen").
- Dreijährige Krippenkinder können während des laufenden Kindergartenjahres in den Kindergartenbereich wechseln.
- Sechsjährige besuchen noch den Kindergarten.
- Im Zuge des Inklusionsgedankens wird vermehrt angestrebt, dass mindestens zwei Kinder mit einer Behinderung in Kindergartengruppen betreut werden. Die Zahl genehmigter Betreuungsplätze verringert sich dann von 25 auf 18 Kinder pro Gruppe.
- Familien ziehen vermehrt ins Stadtgebiet und weniger Familien wandern ab, mehr Wohnungsbau in der Stadt macht mehr wohnortnahe Kinderbetreuung notwendig.
- Plätze in Betriebskindertagestätten werden auch von Kindern belegt, deren Eltern nicht im Stadtgebiet Hannover wohnen.
Pressemitteilung: Stadt Hannover