Kirchrode-Bemerode-Wülferode, Kunst & Kultur

Stadttafel am Heinemanhof enthüllt

Stadttafel HeinemannhofDer Geburtstag von Dannie N. Heineman jährt sich heute (23. November) zum 150. Mal. Dieses Datum hat die Stadt zum Anlass genommen, am Heinemanhof, dem von ihm gestifteten Ruhesitz für ältere jüdische Damen, eine neue Stadttafel anzubringen.

Kulturdezernentin Konstanze Beckedorf und Sozialdezernentin Sylvia Bruns haben die Tafel gemeinsam mit Petra Stittgen, Stadtbezirksrat Kirchrode-Bemerode-Wülferode, und Dr. Rainer Lütke, Geschäftsführer der Minna-James-Heineman-Stiftung (Essen), enthüllt. Sie hängt an der Brabeckstraße 86 und bietet historische Informationen über den Heinemanhof. Im Anschluss an die Enthüllung führten Architekt Daniel Wunder und Holger Geis vom Fachbereich Senioren über das Außengelände und durch die Ausstellung im Gebäude des Heinemanhofs.

Der Stifter: Dannie N. Heineman

Dannie N. Heineman wurde am 23. November 1872 in Charlotte/North Carolina geboren und starb am 31. Januar 1962 in New York.

Seine jüdischen Vorfahren stammen aus Deutschland. Nach dem frühen Tod ihres Ehemanns James Heineman kehrte die Mutter Minna nach Deutschland zurück und ließ sich 1883 mit ihrem Sohn in Hannover nieder, wo sie 1927 starb. Ihrem und ihres Mannes Andenken ist die 1928 gegründete Minna-James-Heinemann-Stiftung gewidmet.

Der Stiftungszweck bestand darin, „dass älteren, bedürftigen, alleinstehenden Damen der gebildeten Stände, vorzugsweise Hannoveranerinnen jüdischen Glaubens, in einem eigenen Stiftungsheim aufzunehmen und ihnen dort kostenlos Wohnung und Verpflegung bis an das Lebensende zu gewähren sei.“ Für diesen Zweck erwarb Heineman in Kirchrode das Grundstück Brabeckstraße 86.

Zur Geschichte des Heinemanhofs

Minna-James-Heineman-Stiftung um 1931

Minna-James-Heineman-Stiftung um 1931

Heineman beauftragte den namhaften Architekten Henry van de Velde mit dem Bau, der in den Jahren 1929 bis 1930 mit besonders großzügig gestalteten Appartements errichtet wurde. Zunächst lebten circa 60 Personen im Heinemanhof. Jeder Frau stand ein eigenes Appartement mit Schlaf- und Wohnzimmer, Vorraum und Balkon zur Verfügung, also eine außerordentlich großzügige Planung. Den in seiner ursprünglichen Konzeption nicht mehr erhaltenen Garten schuf der Landschaftsarchitekt Wilhelm Hübotter.

Das Schicksal der Bewohner*innen

Spätestens im September 1941 änderte sich die Situation für die Heimbewohnerinnen dramatisch: Der Heinemanhof wurde zwangsweise als sogenanntes „Judenhaus“ umfunktioniert und mit fast 200 Menschen völlig überbelegt. Die Insass*innen wurden bis zum Jahresende in andere „Judenhäuser“ in Hannover gebracht oder am 15. Dezember 1941 direkt ins Ghetto Riga deportiert.

Nachkriegsgeschichte

Die von den Nationalsozialisten enteignete Minna-James-Heineman-Stiftung wurde 1951 mit verändertem Stiftungszweck neu gegründet und Gebäude und Grundstück 1960 an die Stadt Hannover unter der Auflage verkauft, es wieder als Altenheim zu führen.

Als städtische Einrichtung ist der Heinemanhof heute ein Pflegezentrum und Kompetenzzentrum Demenz. Er wurde zwischen 2010 und 2020 als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung aufwendig saniert.

Stadttafeln

Die hannoverschen Stadttafeln gibt es auf Initiative von Rudolf Hillebrecht. Sie sind Teil der Stadtgeschichte. Das aktuelle Stadttafelprojekt sieht neben dem Austausch beschädigter oder verschwundener der ursprünglich 134 Tafeln sukzessive auch die Anbringung neuer Tafeln im Stadtgebiet vor. Insgesamt soll eine Anzahl von rund 200 Tafeln erreicht werden. Dadurch werden in der Vergangenheit diagnostizierte Lücken gefüllt.

Die zirka 104 Zentimeter hohen und 52 Zentimeter breiten Stadttafeln sind mit historischen Bildern sowie deutschen und englischen Kurztexten bedruckt.

Bildquellen:

  • Stadttafel Heinemannhof: Stadt Hannover
  • Minna-James-Heineman-Stiftung um 1931: Stadt Hannover