Führung durch die kleine Kabinettausstellung zu Meinhardt Lemke
Die Stadtbibliothek Hannover lädt am Donnerstag, 10. April, zu einer Führung durch die kleine Kabinettausstellung unter dem Titel „Spurensuche: Neues aus der NS-Raubgut-Forschung“ ein. Die Veranstaltung mit Silke Bremer, M.A., Provenienzforscherin der Landeshauptstadt Hannover, beginnt um 17.30 Uhr im Souterrain der Zentralbibliothek, Hildesheimer Straße 12.
Seit 2017 wird in den Beständen der Stadtbibliothek Hannover kontinuierlich nach NS-Raubgut gesucht. Ziel der vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projektarbeit ist es, verdächtige Spuren in Büchern zu dokumentieren und ihre vormaligen Besitzer*innen zu identifizieren. Die geraubten Bücher sollen auf Grundlage der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände an ihre rechtmäßigen Eigentümer*innen beziehungsweise deren Erb*innen zurückgegeben werden. Insgesamt konnte die Stadtbibliothek seit Beginn der Arbeit 19 Bücher restituieren. Weitere 112 Exemplare sind sicher als NS-Raubgut eingestuft.
Damit trägt die Provenienzforschung der Stadtbibliothek Hannover aktiv zur Erinnerungskultur der Landeshauptstadt bei. Anders als bei verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken geht es bei Büchern meist nicht um große materielle Werte. Wichtiger ist hier die symbolische Bedeutung der Gegenstände als Träger von Erinnerungen: Die geraubten Bücher sind oft die letzten materiellen Spuren ihrer früheren Eigentümer*innen, die vom NS-Regime verfolgt, zur Flucht gezwungen oder ermordet wurden. Wie zum Beispiel der Schriftsteller und Lehrer Meinhardt Lemke (1904 – 1962), der von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt wurde und nach Bolivien fliehen konnte. An ihn erinnert zurzeit eine Kabinettausstellung im Souterrain der Zentralbibliothek. Die Führung findet statt anlässlich des Tages der Provenienzforschung am 9. April 2025.