Politik

Rund 500.000 Euro für die Anzucht von Bäumen – Förderung für niedersächsisches Gemeinschaftsprojekt

Eine niedersächsische Kooperation unter Beteiligung der Landeshauptstadt Hannover hat jetzt eine Förderung von 495.000 Euro für das Projekt „NuTree – für die Wertschöpfungskette Baum“ erhalten. In knapp drei Jahren Laufzeit, von März 2022 bis Dezember 2024, arbeiten Fachleute daran, vor dem Hintergrund des Klimawandels zuverlässige Anwuchserfolge zu erzielen. Die Phasen Aufzucht, Transport und Pflanzung für die Bäume sollen „stressfrei“ organisiert werden, um die Gewächse langfristig widerstandsfähig zu machen. Damit wollen die Kooperationspartner*innen nachhaltige markt- und wettbewerbsfähige Kulturen und Produkte erschaffen.

NuTree ist eine Wortkombination aus den englischen Begriffen „nutrition“ (Ernährung) und „tree“ (Baum) und steht für die dauerhafte Sicherstellung von Nährstoffen für den Baum während der gesamten Wertschöpfungskette. Neben dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover sind an dem Projekt die Seedhouse Accelerator GmbH aus Osnabrück, Bonk Pflanzen Handels GmbH aus Bad Zwischenahn, Agvolution GmbH aus Göttingen und die mm-it4you/ IT-Beratung aus Bad Zwischenahn beteiligt. Die Fördergelder kommen von den Europäischen Innovationspartnerschaften (EIP Agri), die zum Ziel haben, „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ zu erhalten. Im Rahmen der EIP Agri werden grundsätzlich Innovationsprojekte gefördert, die einen Beitrag für eine wettbewerbsfähige, nachhaltig wirtschaftende und tiergerechte Agrar- und Ernährungswirtschaft leisten. Die bewilligte Fördersumme ist eine hundertprozentige Finanzierung des Projekts. Die Stadt Hannover erhält davon rund 90.000 Euro.

IT-gestützte Verfahren für die Aufzucht und Pflege von Bäumen gesucht

Die Beteiligten des niedersächsischen Gemeinschaftsprojekts, das eine Laufzeit von knapp drei Jahren (von März 2022 bis Dezember 2024) hat, wollen mit Informationstechnologie (IT) Verfahren für das Züchten und Pflegen von Bäumen erarbeiten. Die Forschenden gehen der Frage nach, durch welche IT-gestützten Verfahren die Aufzucht und Pflege von Bäumen in Baumschulen öffentlicher und privater Grünanlagenbetreiber*innen langfristig, nachhaltig, effizient und wirtschaftlich gestaltet werden kann. Das Projekt fokussiert sich dabei auf den Wasserhaushalt als Grundlage für die Nährstoff-Bilanz der Bäume. Die zweite Frage ist, wie die gefundenen Verfahren auf die Phasen der Wertschöpfungskette anzuwenden sind, um einen lückenlosen Nachweis des Gesundheitszustandes der Bäume zu gewährleisten.

Um diese Fragen zu beantworten, erhalten die verschiedenen Bäume in der Baumschule Bonk sowie in der städtischen Baumschule Hannovers während ihres Transports und am finalen Pflanzort Sensoren. Diese sollen die kontinuierliche Nährstoffversorgung über die Wasserverfügbarkeit messen und sicherstellen.

Die in dieser Kooperation zusammengeführten Expertisen der Projektteilnehmer*innen – von der Produktion über Soft- und Hardwareentwicklung bis hin zum Endverbraucher – ermöglichen einen ganzheitlichen Lösungsansatz. Mit der städtischen Baumschule nimmt die Landeshauptstadt dabei eine Doppelrolle als Produzentin und Endverbraucherin ein. Die mit dem Projekt erlangten Erkenntnisse und Lösungsansätze für den langfristigen Umgang und den Erhalt von Bäumen will die Landeshauptstadt Hannover für die Klimaanpassung einsetzen.

Hintergrund Klimawandel

Der Klimawandel mit seinen Hitzeperioden verändert weltweit auf rasante Art und Weise auch die Pflanzenproduktionssysteme. Baumschulen, Gärtnereien, private und öffentliche Grünanlagenbetreiber*innen müssen sich auf diese zunehmenden klimatischen Risiken einstellen.

Klimaextreme und zusätzlicher Pflanzenstress führen zu erhöhten Bewirtschaftungskosten: So haben die zurückliegenden Trockenjahre auch in Hannover zu einer Verknappung des Bodenwasservorrats geführt. Deshalb mussten sogar gesunde Bäume mit einem ausgeprägten Wurzelwerk intensiv und kostspielig bewässert werden. Allein für die Stadt Hannover sind seit 2018 die Bewässerungskosten von 50.000 Euro auf mehr als 220.000 Euro im Jahr gestiegen. Diese Explosion der Bewässerungskosten und der gestiegene Wasserverbrauch sind schon jetzt eine große finanzielle Belastung für Baumschulen und für öffentliche und private Grünanlagenbetreiber*innen.

Entlang des Lebenszyklus eines Baumes sind die Grünanlagenbetreiber*innen, wie der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover, lediglich die „Endnutzer*innen“ der vorher bereits kultivierten Pflanzen. Aber auch die Produktion der Bäume und ihre Veredelung werden durch die Klimaveränderung beeinflusst. Aus den klimatischen Herausforderungen leitet sich für viele Baumschulen ein erhöhter Arbeits- und Finanzeinsatz ab, um die Baumkulturen zu erhalten und aufzuziehen. Trotz des erhöhten Aufwandes und der Kosten, wie etwa bei der Bewässerung, basieren grundlegende Entscheidungen der Pflege auf der Erfahrung und dem „Bauchgefühl“ des Bewirtschaftenden. Dieses soll nun mit den im Projektzeitraum erhobenen und ausgewerteten Daten verlässlich dokumentiert und für die Zukunft umgesetzt werden.

Bildquellen:

  • Grünes Hannover: www.hannover-entdecken.de