Gerade erst wurde das neue Urteil wegen eines unerlaubten Autorennens in Barsinghausen gesprochen. Zwei kleine Kinder kamen dabei ums Leben und eine Familie wurde zerstört. Das Urteil lebenslänglich für die Hauptangeklagte. Jetzt wurde wieder ein Fahrer in Hannover mit absurd hoher Geschwindigkeit erwischt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der nächste schwerwiegende Unfall passiert. Es stellt sich die Frage, ob diese hochgezüchteten Autos nicht von den Straßen verbannt werden müssen. Niemand braucht ernsthaft mehrere hundert Pferdestärken für sein Auto. Solche Wagen sind reine Ego-Booster für ihre Fahrer.
Immer wieder führen diese PS-Karren zu schweren Unfällen. Sei es, dass sich die Fahrer maßlos überschätzen oder illegale Autorennen veranstalten. Der berüchtigte Car-Friday ist eines dieser negativen Beispiele. Bei weitem kein Problem, das nur Hannover betrifft. Erst Anfang Juli kam ein unbeteiligter Mann in Hamburg zu Tode. Auch in Berlin gab es schon mehrere Tote. Zwar urteilen die Gerichte in diesen Fällen immer härter. Mehrere Fahrer wurden schon zu lebenslänglicher Haft verurteilt, was sogar das Verfassungsgericht bestätigte. Es wäre für die Autoindustrie aber kein Problem, die Ursache anzugehen und vom PS-Wahn wieder auf ein verträgliches Maß abzurüsten. Prävention sollte auch hier eigentlich Vorrang haben.
Das deutsche Museum in München widmete 2023 dem Theme die Sonderausstellung „Wahnsinn – Illegale Autorennen“.
Dort wurden die verschiedenen Aspekte des Phänomens durchleuchtet.
Auch fehlendes Risikobewusstsein und Selbstüberschätzung spielen bei den waghalsigen Fahrten eine große Rolle. Dazu kam die „PS-Spirale“ in den 1990er-Jahren, als die Autohersteller die Leistung und Schnelligkeit ihrer Modelle weiter hochschraubten. Und dank Leasing- und Mietangeboten können sich auch immer mehr Menschen – zumindest auf Zeit – hochmotorisierte Flitzer leisten.
Um den Temporausch zu stoppen, gibt es vielerlei Ansätze: angefangen von schärferen Gesetzen und strengerer Strafverfolgung über eine verbesserte Verkehrserziehung bis zu automatischen Geschwindigkeitsbeschränkungen im Fahrzeug. Aber kann ein durch Technik verursachtes Problem durch mehr Technik gelöst werden? Beschneiden Fahrassistenzsysteme die mobile Freiheit? Braucht es mehr Kontrolle oder reichen generelle Tempolimits für eine entschleunigte Fahrkultur?
Mehr Infos zur Ausstellung unter: www.deutsches-museum.de
Pressemitteilung der Polizei zur aktuellen Kontrolle:
Bei einer Geschwindigkeitsmessung im Stadtteil Hannover-Mittelfeld hat die Polizei am Mittwochnachmittag, 24.07.2024, mehrere Dutzend Geschwindigkeitsverstöße festgestellt und geahndet. Trauriger Spitzenreiter des Tages war ein Mann, der statt der erlaubten 50 mit vorwerfbaren 135 Stundenkilometern unterwegs war.
Am Mittwoch führte die Spezialisierte Verfügungseinheit der Polizeiinspektion Besondere Dienste eine Geschwindigkeitsmessung auf der Hermesallee im hannoverschen Stadtteil Mittelfeld durch. Während der dreistündigen Messung ertappten die Beamten zahlreiche Autofahrerinnen und Autofahrer, die zum Teil deutlich schneller als die erlaubten 50 km/h unterwegs waren.
Insgesamt waren fünf Personen so schnell unterwegs, dass sie nun mit einem Fahrverbot rechnen müssen. Trauriger Spitzenreiter an diesem Tag war der Fahrer eines Porsche 911, der die Hermesallee offenbar als Rennstrecke nutzen wollte. Die Beamten erwischten den Mann aus Hannover mit vorwerfbaren 135 km/h – das sind 85 km/h zu viel. Ihn erwarten nun ein Bußgeld von 800 Euro, zwei Punkte in Flensburg und ein dreimonatiges Fahrverbot.
Der Fahrer des Porsche war allerdings nicht der einzige Temposünder, der an diesem Tag unterwegs war. Insgesamt 43 Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer überschritten in den drei Stunden die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Sie müssen nun mit entsprechenden Bußgeldern rechnen.