Allgemeines

Neubau der Leineufermauer abgeschlossen

Die neue Befestigung des Leineufers gegenüber der Altstadt ist fertiggestellt. In mehr als zweijähriger Arbeit wurde die stark beschädigte Mauer komplett erneuert und wurden der Parkplatz und seine Randbereiche gestalterisch aufgewertet. Das Projekt entlang eines rund 70 Meter langen Uferabschnitts hat rund 2,85 Millionen Euro gekostet.

„In den vergangenen Monaten ließ sich schon gut erkennen, dass die dringend erforderlichen Arbeiten auch sehr gut genutzt worden sind, um dem Bereich am Rande des Parkplatzes Aufenthaltsqualität zu geben und um einen neuen Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Schön, dass dieser Raum jetzt allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich ist. Insbesondere die Besucherinnen und Besucher des samstäglichen Flohmarktes wird dies freuen“, sagte Sabine Tegtmeyer-Dette, Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin, bei der heutigen (17. Februar) Freigabe der Fläche. „Und nebenbei wurden im Rahmen der archäologischen Abgrabungen viele neue Erkenntnisse über das Leben an dieser Stelle in den früheren Jahrhunderten gewonnen.“

Stadtbaurat Uwe Bodemann ergänzte: „Diese Arbeiten waren der gelungene Auftakt für eine Reihe von Veränderungen am Leineufer, die allesamt zu mehr Belebung an der Wasserkante beitragen werden. Auf der Altstadtseite ist die umfangreiche Umgestaltung des Hohen Ufers in Arbeit. Neben den privaten Gebäuden an der Roßmühle und am Marstall wird auch die Promenade Stück für Stück neu gestaltet, um die Lage am Fluss erlebbarer und attraktiver zu machen.“

Ausgangspunkt für die Sanierung der Leineufermauer war, dass im Laufe der Jahre größere Abschnitte der westlichen Uferbefestigung instabil geworden waren und die Mauer in den Fluss zu stürzen drohte. Die Ufermauern waren in Teilen Überreste der ehemaligen Leineinselbebauung, die bis auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückging. Anstelle der zerstörten Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Parkplatz am Leibnizufer angelegt. Unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Baukonstruktion sowie von funktionalen und stadtgestalterischen Aspekten wurde die schadhafte Ufermauer abgebrochen und neu gebaut. Um die Mauer dauerhaft standsicher zu machen und gleichzeitig den bisherigen Charakter zu erhalten, wurde eine Stahlbetonkonstruktion errichtet und unter weitgehender Verwendung des vorhandenen Natursteinmauerwerks verblendet.

15-monatige archäologische Arbeiten

Bei der großflächigen Freilegung der Baugrube auf mehr als 700 Quadratmetern und bis zu einer Tiefe von 6,50 Metern musste die historische Uferwand der ehemaligen Inselbebauung vollständig abgetragen werden. Die zeitgeschichtlich wertvollen Sandsteinmauern wurden dabei sorgfältig geborgen und für den späteren denkmalgerechten Wiederaufbau gesichert. Von Oktober 2013 bis Januar 2015 haben die ArchäologInnen der Firma Arcontor Projekt GmbH mehr als 2.200 Befunde in Schrift, Bild und Vermessung erfasst. Mehr als 100 teilweise übereinander liegende Einzelflächen und 47 Ansichtsprofile quer durch die freigelegten Horizonte wurden dabei dokumentiert.

Die Vielzahl von Einzelfundstücken wurde inzwischen dem Landesamt für Denkmalpflege übergeben. Zu diesen Zeugnissen der hannoverschen Stadtgeschichte gehören unter anderem Fayence-Kachelofenreste aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, besondere Einzelfundstücke der ersten Handwerksbetriebe aus der Knochen-, Metall- und Lederverarbeitung, die bereits im 15. Jahrhundert am Leineufer ansässig waren, sowie Schmuckstücke und religiöse Pilgerzeichen aus der Zeit des Spätmittelalters. Daneben habe die Fachleute auch die Siedlungsgeschichte von der ersten Uferbefestigung bis zu den darauf aufbauenden Architektur- und Holzbearbeitungstechniken des 16. bis frühen 19. Jahrhunderts dokumentiert. Die im Grundwassereinfluss erhaltenen hölzernen Unterkonstruktionen aus ersten einfachen Flechtwerkzäunen bis zu massiven Pfahlrostkonstruktionen als Tragwerk für später errichtete Steinbauten wurden mit Hilfe einer modernen Laboruntersuchung zeitgenau datiert. Demnach stammen die ältesten gefundenen Holzteile aus der Zeit um 1500.

Ufermauer denkmalgerecht erneuert

Die neue Ufermauer wurde nach statischen Erfordernissen als Stahlbeton-Schwerlastwand hergestellt. Durch die denkmalgerechte, nahezu exakte Wiederherstellung der rund 32 Meter langen Maueransicht mit den original historischen Sandsteinen ist die ursprüngliche Kleinteiligkeit der historischen Bebauung der Leineinsel an dieser markanten stadträumlichen Stelle weiterhin ablesbar. Auch die vormals vorhandenen Fenster- und Türöffnungen sind an ursprünglicher Stelle wieder abgebildet.

Der nördlich anschließende Wandabschnitt bestand aus einem einfachen, in Teilen verputzten und ausgebesserten Ziegelmauerwerk. Dort wurde die neue Stützwand um etwa drei Meter zurückversetzt und anschließend ebenfalls mit neuen ortstypischen Sandsteinplatten verkleidet. Durch den neuen Treppenabgang ist so eine circa 70 Quadratmeter große Aufenthaltsfläche unmittelbar an der Wasserlinie entstanden. Hier bietet sich künftig WassersportlerInnen mit Sportbooten eine großzügige neue Einstiegsstelle.

Naturschutzmaßnahme für Fledermäuse

In Vorbereitung der Maßnahme waren die Fledermausvorkommen entlang der Leine untersucht worden. Dabei wurde festgestellt, dass in diesem Leineabschnitt unter anderem bedrohte Arten wie etwa Wasserfledermaus und Zwergfledermaus zu Hause sind. Um den Tieren künftig ein dauerhaftes und gesichertes Winterquartier anbieten zu können, wurden im Zuge der Baukonstruktion zum Neubau der Mauer zwei künstliche, vier Quadratmeter große Erdbunker im Auffüllbereich der Baugrube eingebaut. Diese bieten den Tieren über schmale Einflugschlitze an der Außenmauer einen frostsicheren Überwinterungsraum. Diese Maßnahme wurde aus Mitteln der Region Hannover zum Arten- und Biotopschutz und zur Verbesserung der Biodiversität mit 15.000 Euro gefördert.

Uferpromenade ergänzt Parkplatz

Die von der Baugrube betroffenen Parkplatzflächen und der beleuchtete Fußweg wurden vollständig wiederhergestellt. Entlang der Mauerbrüstung ist jetzt eine großzügige Promenade mit neuen Sitzbänken und fünf neuen Bäumen entstanden (eine Hänge-Zierkirsche, drei Blaseneschen und ein Amberbaum). Der neue überkragende Promenadenbalkon ermöglicht neue Blickbeziehungen entlang der Wasserlinie.

Kosten

Die aufwändigen und sehr komplexen Anforderungen beim Rückbau der alten Ufermauer und die sehr umfassende archäologische Befundlage im gesamten Baufeld haben die Kosten von ursprünglich kalkulierten 2,3 Millionen Euro um rund 550.000 Euro auf 2,85 Millionen Euro ansteigen lassen.