Misburg-Anderten, Natur & Umwelt, Politik

Misburger Bad: Veränderung des Wärmekonzeptes

Im ursprünglichen Wärmekonzept für den Neubau des Misburger Bades war für die Grundlastabdeckung ein Blockheizkraftwerk (BHKW) vorgesehen. Für die Spitzenlastabdeckung sollte das BHKW durch zwei Gas-Brennwertgeräte unterstützt werden. Zusätzlich sollten weitere regenerative Energieerzeuger, in Form einer PV-Anlage (mit 99 kWp) und eine Solarabsorberanlage (mit 500 m²) eingesetzt werden.

Diese Kombination aus Wärmeerzeugern war zum damaligen Planungszeitpunkt ein guter und deutschlandweit vielfach erprobter Standard, der bereits einen großen Anteil regenerativer Energieformen berücksichtigt hat.

Im Zuge der Gasmangellage hat sich die Landeshauptstadt (LHH) im Hinblick auf einen wirtschaftlich zukunftsträchtigen Badebetrieb allerdings dafür entschieden, den Auftragnehmer um eine Anpassung des Wärmekonzeptes zu bitten, um den regenerativen Energieanteil zu erhöhen und unabhängiger von der Energieform Gas zu werden.

Im Austausch mit anderen Kommunen hat sich diese Entscheidung bestätigt, da vielerorts bestehende Wärmekonzepte hinterfragt worden sind und eine generelle Abkehr von standardisierten Wärmekonzepten zu erkennen ist.

In einem ersten Schritt wurde der Auftragnehmer gebeten, zu prüfen, ob eine alternative Wärmeerzeugung wirtschaftlich darstellbar ist. Nach Vorlage der positiven Prüfergebnisse durch den Auftragnehmer im Dezember 2022 hat die LHH um die Ausplanung eines neuen Wärmekonzeptes sowie einer entsprechenden Preiskalkulation gebeten.

Nach Prüfung der vorgelegten Planungsergebnisse Anfang Juni 2024 und Klärung aller relevanten Punkte wird die LHH die geänderte Ausführung beauftragen. In diesem Zusammenhang wird in den nächsten Wochen mit dem Auftragnehmer eine Zusatzvereinbarung über die Auswirkungen auf den Fertigstellungstermin und die zusätzlichen Baukosten abgeschlossen.

Neu-Konzeption „Wärme-to-go“

Das veränderte Wärmekonzept für den Neubau des Misburger Bades sieht eine Einbindung des „Wärme-to-Go-Konzeptes“ vom Zweckverband AHA vor. In der nahegelegenen Müllentsorgungsanlage in Lahe wird durch Restmüllvergärung Methangas erzeugt. Mit dem Gas werden mehrere Blockheizkraftwerke (BHKW) betrieben, die Wärme und Strom erzeugen.

Die Abwärme wird in sogenannte Wärmecontainer, die mit Nitritpökelsalz gefüllt sind, geladen Die Wärmecontainer werden mit einer Elektrozugmaschine an Wärmesenken in einem Radius von maximal 10 km ausgeliefert und dort über ein Nahwärmenetz und Wärmetauschern an die zu versorgenden Gebäude angeschlossen.

Die Elektrozugmaschine wird mit dem in den BHKW erzeugten Strom geladen. Da sich das Misburger Bad innerhalb des 10km-Radius befindet, ist eine Belieferung ohne größere Wärmeverluste möglich. Der Auftragnehmer geht in seinem Konzept von einer Wärmelieferung „Wärme to go“ von einem Container täglich für das Winterhalbjahr und circa zwei Containern täglich für das Sommerhalbjahr aus. In der Sommersaison ist aufgrund des angestrebten Kombibadbetriebes mit mehr Wasserflächen im Betrieb eine größere Wärmemengenlieferung notwendig.

Wärme-to-Go wurde im Rahmen einer Pilotphase im Schulzentrum Isernhagen erfolgreich erprobt. Aufgrund der positiven Erfahrungen und der großen zur Verfügung stehenden Wärmemengen werden mittlerweile auch das Rathaus Isernhagen und zukünftig auch die Grundschule an der Jacobistraße in Isernhagen sowie das Misburger Bad mit Wärme-to-Go versorgt.

Die im ursprünglichen Wärmekonzept vorgesehenen zusätzlichen regenerativen Energieerzeuger, in Form einer PV-Anlage (mit 99 kWp) und einer Solarabsorberanlage (mit 500 m²) werden weiterhin berücksichtigt. Für den Freibadbetrieb werden auch noch Luft-Wasser-Wärmepumpen berücksichtigt.

Auswirkungen auf die Kosten und den Bauzeitenplan

Für die Änderung des Wärmeversorgungskonzeptes sind zusätzliche Investitionskosten in Höhe von ca. 795.000 Euro netto notwendig. Diese Investitionskosten werden sich aber durch geringere Betriebskosten innerhalb von circa sechs Jahren amortisieren.

Gemäß der durch den Auftragnehmer vorgenommenen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist über einen Betrachtungszeitraum von zehn Jahren eine Betriebskostenersparnis von circa. 1.000.000 Euro netto zu erwarten. Zusätzlich werden gegenüber dem ursprünglichen Wärmekonzept etwa 279 to/a CO² eingespart.

Die zusätzlichen Investitionskosten werden durch den bereits beschlossenen Sicherheitszuschlag (10 % der Baukosten, Drucksache Nr. 0429/2021), der in der Vergabedrucksache zum Neubau des Misburger Bades berücksichtigt ist, abgedeckt.

Durch die Änderung des Wärmekonzeptes wird sich der Fertigstellung des Misburger Bades von Ende November 2023 auf voraussichtlich Ende März 2024 verschieben. Die Verschiebung des Fertigstellungstermins bedingt durch die Veränderung des Wärmekonzeptes ist aus Sicht der LHH allerdings alternativlos, um Dauerhaft einen wirtschaftlichen Badbetrieb zu gewährleisten.

Bildquellen:

  • Misburger Bad: www.hannover-entdecken.de