Die Landeshauptstadt Hannover und die Continental AG weiten ihre Kooperation beim Brandschutz aus. In zwei Stufen übernimmt die Feuerwehr Hannover die Aufgaben des abwehrenden Brandschutzes für die drei hannoverschen Continental-Standorte Stöcken, Vinnhorst und Vahrenwald. Dabei werden Teile der bisherigen Werkfeuerwehr des Unternehmens in die städtische Berufsfeuerwehr Hannover integriert. Das Unternehmen finanziert der Stadt dabei künftig Personal- und Sachkosten für den abwehrenden Brandschutz in ihren Werken sowie den Bau einer neuen Feuer- und Rettungswache nahe des Continental-Standortes Vahrenwald. Das am Donnerstag in Hannover von Stadt und Unternehmen präsentierte Kooperationsmodell zum Brandschutz in einem Industrieunternehmen stellt damit bundesweit ein Novum dar.
"Die künftig noch engere Kooperation beim Brandschutz bestätigt die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Continental und der Landeshauptstadt. Continental ist nicht nur ein Traditionsunternehmen in Hannover, sondern unverändert eine der Stützen unserer Wirtschaft", sagte Oberbürgermeister Stephan Weil. "Die Übernahme einer Werkfeuerwehr durch eine öffentliche Berufsfeuerwehr ist bundesweit einmalig. Für unsere Feuerwehr bietet dies die Chance zur Weiterentwicklung."
Bereits seit 2005 kooperieren das Unternehmen und die Stadt beim Brandschutz: Die Feuerwehr entsendet auf Anforderung bei größeren Einsätzen im Werk Stöcken ein so genanntes Hilfeleistungslöschfahrzeug. "Wir haben volles Vertrauen in die Kompetenz und hohe Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Hannover. Die Anforderung an unsere Werkfeuerwehr hat sich im Laufe der Jahre wesentlich verändert. Das Hauptaugenmerk liegt heute eher in der Prävention, darauf werden wir uns künftig auch weiterhin konzentrieren", betonte Heinz-Gerhard Wente, Vorstandsmitglied der Continental AG. "Wir kommen damit nicht nur unserer Verantwortung als lokaler Arbeitgeber und Produzent nach, sondern sorgen auch weiterhin für die Sicherheit an unseren hiesigen Standorten. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass wir mit der Berufsfeuerwehr einen verlässlichen Partner gefunden haben."
Integration in zwei Schritten
Die Integration der Feuerwehrleute in die städtische Feuerwehr geschieht in zwei Schritten. Zum 1. Oktober übernimmt die Feuerwehr Hannover von der bestehenden Feuer- und Rettungswache 2 aus den abwehrenden Brandschutz und die technische Hilfeleistung für die Standorte Stöcken und Vinnhorst. Dazu werden nach Stellenausschreibung und Personalauswahlverfahren elf Feuerwehrleute des Unternehmens zum genannten Termin eingestellt. Für den Standort Vahrenwald bleibt bis zur Fertigstellung der neuen Feuer- und Rettungswache 1 zum 1. Juli 2014 die verkleinerte Werkfeuerwehr zuständig. Ab Juli 2014 wechseln dann zehn weitere Feuerwehrleute von Continental zur Stadt. Für den Neubau ist das ehemals bahneigene Gelände "Gleisharfe" vorgesehen.
"Die Feuerwehr Hannover ist mit dieser Kooperationsvereinbarung für die deutschen Berufsfeuerwehren beispielgebend", erklärte Claus Lange, Chef der Berufsfeuerwehr. "Durch den Neubau einer Feuer- und Rettungswache am neuen Standort Gleisharfe werden nicht nur die Zugriffzeiten verkürzt, sondern auch die baulichen Voraussetzungen für unsere Feuerwehr deutlich verbessert und somit zukunftsfähig."
Das Brandschutzdezernat der Polizeidirektion Hannover als Aufsichtsbehörde hat einer Ausweitung einer solchen Zusammenarbeit bereits im Vorfeld grundsätzlich zugestimmt. Sie verlangt jedoch im Notfall eine schnelle Erreichbarkeit in weniger als fünf Minuten aller Werke durch die operativen Kräfte der Stadt. Dies ist vom bisherigen Standort der Feuer- und Rettungswache 1 der hannoverschen Feuerwehr in der Calenberger Neustadt (Feuerwehrstraße) nicht möglich.
Die Eckpunkte der Kooperation
- Die städtische Feuerwehr stellt abwehrenden Brandschutz und Hilfeleistung in den Werken Stöcken und Vinnhorst ab 01.10.2011 sowie für das Werk Vahrenwald ab 01.07.2014 sicher.
- Die Berufsfeuerwehr verstärkt ihre Löschzüge an den Feuer- und Rettungswachen Stöcken sowie Innenstadt mit je zwei rund um die Uhr besetzten Einsatzfunktionen.
- Der notwendige Personalbedarf von hauptberuflich ausgebildeten Feuerwehrkräften wird aus dem Pool der jetzigen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern der Continental-Werkfeuerwehr gedeckt. Die Continental AG trägt die durch die Übernahme entstehenden Personal- und Sachkosten.
- Der Standort der Feuer- und Rettungswache 1 am Goetheplatz wird in die Nähe des Continental-Werks Vahrenwald (Grundstück Gleisharfe zwischen Weidendamm und Kopernikusstraße) mit einem Neubau verlegt. Die Investitionskosten in Höhe von 10 Millionen Euro finanziert das Unternehmen.
Derzeit schafft die Verwaltung die notwendigen baurechtlichen Voraussetzungen. Die von der Continental AG und der Landeshauptstadt Hannover ausgearbeitete Kooperationsvereinbarung wird den politischen Gremien der Landeshauptstadt Hannover noch im September 2011 zur Beschlussfassung vorgelegt.
Für das laufende Jahr fallen zur Vorbereitung des Architektenwettbewerbs als außerplanmäßige Ausgabe der Stadt rund 500.000 Euro an, die Teil der Investitionssumme sind. Die Vereinbarung soll am 01.10.2011 in Kraft treten und läuft auf unbestimmte Zeit.