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Landeshauptstadt Hannover stellt die neue Wärmeplanung vor

Wärmeversorgungsgebiete in der Stadt Hannover

Wärmeversorgungsgebiete in der Stadt Hannover (größeres Bild)

Die Landeshauptstadt Hannover hat im Dezember 2023 als erste Kommune in Niedersachsen ihre Wärmeplanung an das Land übermittelt. Die Ergebnisse, die in präzisen Karten dargestellt sind, wurden in Zusammenarbeit mit dem Energiedienstleister enercity auf Basis von dessen Vorabplanungen entwickelt. Die Stadt lädt nun alle Interessierten ein, bis Ende Februar ihre Stellungnahmen zum Entwurf der Wärmeplanung abzugeben.

Das Wärmeplanungsgesetz des Bundes (WPG) verpflichtet große Kommunen in Verbindung mit dem Niedersächsischen Klimagesetz (NKlimaG) zur Erstellung einer Wärmeplanung bis spätestens 30. Juni 2026. In Kooperation mit dem Energiedienstleister enercity hat die Verwaltung umfangreiche Voruntersuchungen durchgeführt und daraus mögliche Wärmeversorgungsgebiete abgeleitet. Diese sind nun als digitale Karten auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht. „Die Wärmeplanung ist ein wichtiges strategisches Planungsinstrument, das zeigt, wie die Umstellung auf klimafreundliche Wärmeversorgungssysteme gelingen kann und welches Heizungssystem in welchem Bereich am besten geeignet ist. Wir haben die Planung so schnell erarbeitet und vorgelegt, um eine frühzeitige Orientierungshilfe zu bieten“, betont Oberbürgermeister Belit Onay und ordnet ein: „Damit machen wir auf dem Weg zur Wärmewende einen weiteren wichtigen Schritt.“

Gemäß den Berechnungen von Stadt und enercity verfügt Hannover über ausreichende erneuerbare und Abwärme-Potenziale, um den prognostizierten Wärmebedarf von 3.200 Gigawattstunden im Jahr 2045 zu decken. Die Planung basiert auf gebietsbezogenen Analysen der Wärmegestehungskosten für verschiedene Heizsystem-Varianten. Diese Kosten berücksichtigen die Gesamtkosten für die Erzeugung von Wärme, einschließlich Investitions-, Betriebs- und Instandhaltungskosten. Niedrigere Wärmekosten bedeuten, dass eine Kilowattstunde Wärme mit dem jeweiligen Heizsystem kostengünstiger erzeugt werden kann. Bei der Definition der Wärmeversorgungsgebiete war das vorherrschende günstigste Heizsystem vor Ort maßgeblich, zusätzlich spielten die Nähe zum Fernwärmenetz und die Bebauungsdichte eine wichtige Rolle. Für das Jahr 2045 wird prognostiziert, dass der Anteil der Fernwärme am Wärmebedarf auf 56 Prozent steigen wird, während dezentrale Wärmepumpen 34 Prozent und Nahwärmenetze etwa 9 Prozent des Wärmebedarfs abdecken könnten.

„Dank der Expertise von enercity wird Hannover zu einem Vorreiter in der Wärmeplanung, was bundesweit große Beachtung findet. Durch den Ausbau der klimaneutralen Fernwärme, den Aufbau von Wärmenetzen und die Installation von Wärmepumpen realisieren wir gemeinsam mit und für unsere Kundinnen und Kunden die Wärmewende“, sagt enercity-Vorstand Prof. Dr. Marc Hansmann.

Eine wichtige Erkenntnis der Voruntersuchung ist, dass sich in Hannovers Nordstadt und Südstadt weitere Gebiete zur Fernwärmeversorgung und Erweiterung des bestehenden Satzungsgebietes eignen. Für Prüfgebiete für Nahwärme werden Machbarkeitsstudien zum Ausbau und zur Dekarbonisierung bestehender Nahwärmenetze sowie zur Neuerrichtung von Wärmenetzen empfohlen.

Mit der Bekanntgabe der Wärmekarten startet nun auch das öffentliche Beteiligungsverfahren. Bürger*innen, Unternehmen und die Träger öffentlicher Belange haben bis zum 29. Februar 2024 Gelegenheit, ihre Wünsche zur Gestaltung der Wärmeplanung in Hannover einzubringen. Interessierte können sich unter www.hannover.de/waermeplanung-lhh informieren. In der Beteiligungsphase sind Anregungen zur Wärmeversorgung eines Quartiers ebenso gefragt wie Ideen zum Ausbau des Informations- und Beratungsangebots.

Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel erwartet eine rege Beteiligung. „In den nächsten Jahren wird jeder vor der Frage stehen, wie die bestehende Wärmeversorgung ersetzt werden kann. Mit der Beteiligung haben die Bürgerinnen die Möglichkeit, sich frühzeitig zu informieren und zu orientieren sowie Anregungen und Vorschläge einzubringen“, erläutert die Dezernentin.

Im Zuge der öffentlichen Beteiligung wird die Stadtverwaltung alle Anregungen prüfen und anschließend eine Drucksache zum Wärmeplan Hannover vorlegen. Diese wird in allen Stadtbezirken und den zuständigen Ratsgremien beraten und vom Rat voraussichtlich im Laufe dieses Jahres entschieden. Der Wärmeplan wird am Ende dieses Prozesses unter anderem auch Fragen wie individuelle Beratungs- und Fördermöglichkeiten beantworten.

„Schon jetzt bietet die Klimaschutzagentur Region Hannover als unsere Partnerin eine Reihe an Heizungs- und Energieberatungen für Hauseigentümer*innen an“, sagt Anja Ritschel und nennt dabei zum Beispiel Online-Energieberatungen zu den Schwerpunktthemen Heizungserneuerung, Wärmepumpe, Photovoltaik und Solarthermie sowie energieeffiziente Sanierung der Gebäudehülle. Die Klimaschutzagentur bietet zudem einen Fördermittel-Kompass für Privathaushalte und wir prüfen laufend den Ausbau der Beratung. „Unsere Wärmeplanung wird also flankiert durch konkrete Beratungsangebote vor Ort und umfangreiche Förderung durch den Bund“, betont Anja Ritschel.

Hintergründe

Die kommunale Wärmeplanung ist im Grunde ein informelles, strategisches Instrument ohne rechtliche Außenwirkung. Die Einteilung der Gebiete in voraussichtliche Wärmeversorgungsgebiete zeigt, wie die meisten Gebäude zukünftig am besten mit Wärme aus erneuerbaren Quellen und unvermeidbarer Abwärme versorgt werden können. Eine individuelle, projektbezogene Planung ersetzt die Darstellung nicht.

Für Wärmenetzgebiete besteht die Möglichkeit der verbindlichen Ausweisung per Satzungsbeschluss (Paragraf 26 Wärmeplanungsgesetz). In diesen Fällen greifen in den jeweiligen Satzungsgebieten die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes einen Monat nach Bekanntgabe der Satzungsentscheidung, spätestens am 30. Juni 2026. Gebäudeeigentümer*innen können in Satzungsgebieten von einer zusätzlichen Versorgungsoption mittels Wärmenetzanschluss profitieren.

Das Satzungsgebiet der geltenden Fernwärmesatzung Hannover könnte unter Berücksichtigung der Empfehlungen der vorliegenden Karte erweitert werden. Die Ausweitung des Fernwärmesatzungsgebietes erfordert einen Ratsbeschluss.

Bildquellen:

  • Wärmeversorgungsgebiete in der Stadt Hannover: Landeshauptstadt Hannover