Die aktuelle Situation für Kunst- und Kulturschaffende ist dramatisch. Aber auch für die Kulturhungrigen ist das Jahr 2020 ein Albtraum. Vor allem wenn man sich dazu noch vor Augen hält das viele freischaffende Künstler und Kulturbetriebe gerade finanziell ums Überleben kämpfen.
Zeit um kreative Lösungen zu diskutieren. Die Autokultur Konzerte, das Autokino und #wirfürkunstundkultur sind ein erster Ansatz. Laut dem Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité gelten zur Zeit Außenbereiche als ziemlich sicher, was die Ansteckungsgefahr angeht. Selbst ein Zwei-Meter-Abstand ist dabei wahrscheinlich gar nicht notwendig, denn der Wind wehe das Virus einfach weg. Was spräche also dagegen Kunst- und Kultur in den öffentlichen Raum zu verlagern? Und zwar nicht riesige Konzerte an einem Fleck, sondern viele Hundert kleine Veranstaltungsstätten über das ganze Stadtgebiet verteilt. Ein Open Air Kultursommer 2020 in Hannover!
Die Liste der Möglichkeiten ist schier unendlich:
- Kleine Bühnen a la Fete de la Musique für Bands und Kleinkunst
- Geeignete Hauswände für Open Air Kinos
- Plätze für Schausteller und ihre Fahrgeschäfte (warum nicht ein Riesenrad am Maschsee?)
- Autofreie Sonntage für für allerlei Outdoor Sportaktivitäten
- Stellplätze für Foodtrucks oder die Verkaufswagen der Schausteller
- Ausnahmegenehmigungen für Gastronomen (Stichwort Tische vor die Tür)
- Dezentrale Feuerwerke und Lightshows wie beim “Hannover leuchtet” Festival
- Tanz vor den Clubs und/oder Übertragung zu vielen kleineren Orten in der ganzen Stadt
Für eine City of Music die sich als Kulturhauptstadt versteht und einen Kulturentwicklungsplan hat, sollte vieles davon machbar sein. Auch finanziell müsste man dafür Wege finden, die kulturelle Vielfalt der Stadt durch die Flaute zu bringen. Erstens könnte man die Bewerbung zur Kulturhauptstadt auf Eis legen und den dafür vorgesehenen Etat von 80 Millionen Euro jetzt der Kulturszene zur Verfügung stellen, oder eine Kulturabgabe schaffen, die allen Künstlern und Kultureinrichtungen zu Gute kommt. Dafür hätten die Hannoveraner sozusagen eine Kulturflatrate für den Sommer. Alternativ steht zu befürchten, dass nicht mehr viel für den Titel Kulturhauptstadt 2025 übrig bleiben könnte, was sich vorzeigen lässt.
Ganz nebenbei wäre das auch eine gute Gelegenheit vom Dogma des „Höher, Schneller, Weiter“ abzugehen und sich mit immer größeren Massenevents wie dem Maschseefest mit den anderen Metropolen im Norden messen zu wollen. Und die kulturelle Ausrichtung wieder mehr an der lokalen Kulturszene auszurichten und Events in Hannover für Hannoveraner zu planen.
Es ist auf jeden Fall die Zeit, die Regeln kreativ an die Lage anzupassen. Kultur ist systemrelevant. Denn Kultur ist zwar nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts!
Außerdem sollte Hannover mit einem Konzept das jetzt der lokalen Kulturszene durch die Krise hilft den Titel Kulturhauptstadt doch schon so gut wie in der Tasche haben.
Bildquellen:
- Macht Worte! – Poetry Slam zu Gast bei der Autokultur: Macht Worte!
- #wirfürkunstundkultur: www.hannover-entdecken.de
- Jubel im Rathaus: khh25.de - Foto: Helge Krückeberg