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Kleines Fest im Großen Garten zieht positive Bilanz – Die Besucher eher nicht

Das Kleine Fest im Großen Garten 2024 schließt für dieses Jahr seine Pforten. Nach Medienberichten kam das Konzept bei den Besuchern teilweise nicht so gut an.  Das Fest soll unter der neuen Leitung an Herz, Magie und Charme verloren haben. Besonders die fehlenden Walking Acts wurden von vielen Besuchern bemängelt. Auch das neue Zeitkonzept, kein 20 Minuten Raster mehr, kam nicht bei allen gut an.

Unter der neuen künstlerischen Leitung von Casper de Vries präsentierte sich das traditionsreiche Festival mit frischem Konzept und vielen Neuerungen.

Mehr als 100 Künstler*innen zeigten mit 47 Acts an 16 Abenden Akrobatik, Tanz, Zauberei, Jonglage, Theater und Performances. Mit rund 3.900 Gästen pro Abend, insgesamt 62.400 – zwei Veranstaltungen mussten ausfallen – war das Kleine Fest ausverkauft. Das diesjährige Motto „Wasser“ – eine Neuerung im Konzept – wurde in künstlerischer Vielfalt interpretiert und eröffnete eine neue inhaltliche Dimension.

Casper de Vries hat das Festival im Jahr 2024 nach 38 erfolgreichen Jahren unter der Leitung von Harald Böhlmann in eine neue Ära geführt und zeigt sich zufrieden: „Mein Anspruch war, dass alle Gäste, die sich auf den Abend einlassen und offen sind, mit vielen wunderbaren neuen Eindrücken und wahrhaftig bereichert wieder nach Hause gehen. Das Programm 2024 hatte die Kraft, unser Publikum zu inspirieren, zu unterhalten, zu verzaubern und auch ein wenig zum Nachdenken anzuregen. Ich danke allen Besucher*innen, dass sie Teil des Kleinen Fests 2024 waren, und für ihr Engagement und ihre Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen. Auch den Künstler*innen hat das Festival viel Freude bereitet, und es wird sich herumsprechen, dass Hannover ‚the place to be‘ ist.“

Zu den absoluten Publikumslieblingen gehörten unter anderem die Blaskapelle Blaas of Glory, der wie immer witzige Eis-Ali, die Tanzperformance von L’Immédiat und der pfeifende Clown Murmuyo, der unbedingt auf einem Seil balancieren will und dazu die Hilfe des Publikums braucht. Zugleich begeisterten auch die längeren Shows mit mehreren Künstler*innen von DESiMO und dem GOP. Besonders lange Schlangen bildeten sich vor dem Miracle Lab von Nieuw Lef (Neues Leben), um sich in einer Minute wie neugeboren zu fühlen. Zudem wurden die Besucher*innen selbst Teil der Performance, wenn sie sich in die Hände der Kunst-Friseurinnen von Sienta la Cabeza oder auf eine Reise in der mobilen Badewanne von Swoolish Garage begaben.

Eva Bender, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Hannover, zieht ebenfalls eine positive Bilanz: „Das Kleine Fest im Großen Garten hat zu Recht und sehr verdient viele langjährige und sehr leidenschaftliche Fans. Die diesjährige Ausgabe hat gezeigt, dass das Festival auch in seiner neuen Form begeistert und inspiriert. Die Atmosphäre war locker und entspannt, und die künstlerischen Darbietungen herausragend. Wir sind auf dem richtigen Weg, das Kleine Fest im Großen Garten weiterzuentwickeln, behutsam zu modernisieren und dabei gleichzeitig seine traditionsreichen Wurzeln zu bewahren.“

Viel Zuspruch für Workshops

Die neuen zusätzlichen Angebote des diesjährigen Festivals, Workshops und ein internationales Netzwerktreffen, wurden sehr gut angenommen. So waren die acht Artistik-Workshops für Erwachsene und Kinder in Zusammenarbeit mit dem GOP schnell ausgebucht. 144 Teilnehmer*innen waren in den Workshops dabei. Zudem hat auch das gut besuchte dreitägige Netzwerktreffen für die gesamte europäische Artistik- und Kleinkunstfestival-Branche dazu beigetragen, Hannover als bedeutenden Festival-Ort weiter auf der internationalen Landkarte zu positionieren.

Neue Festivalarchitektur im Großen Garten

Die Entscheidung, den Schwerpunkt des Festivals in den hinteren Teil des Gartens zu verlegen, ermöglichte den Gästen, den gesamten Barockgarten zwischen den Shows in seiner jahreszeitlich blühenden Pracht zu erleben. Der Garten selbst spielt in dieser Aufteilung eine größere Rolle und steht als Ort des Erlebens im Mittelpunkt. Obwohl die Bühnen alle nah beieinanderlagen, ergab sich mit der neuen Aufteilung im hinteren Teil des Gartens nach nur wenigen Schritten eine neue, intimere Szenerie. Dieser Effekt korrespondiert mit dem Anspruch der Architekt*innen des Gartens im 18. Jahrhundert. Für ein Festival wie das Kleine Fest hat dies den Vorteil, dass Künstler*innen und Publikum besser und ungestörter miteinander interagieren können. Die fünf Kilometer Lichterketten entlang der Wege bewährten sich als Wegweiser.

Der vordere Teil des Gartens, das sogenannte Parterre, wurde bewusst nicht durch Bühnenaufbauten optisch verändert, sondern präsentierte sich den Besucher*innen in seiner vollen Sommerblumenpracht. Das Parterre konnte als Herzstück der Herrenhäuser Gärten über die Laufzeit des gesamten Festivals so erlebt werden, wie es sich seine Erbauer*innen vor mehr als 200 Jahren wünschten. Die Tanz-Installation „Sacred Places – Shadowdance“ auf einem Wasserspiel zog auch nach Einbruch der Dunkelheit viele Besucher*innen in diesen Teil des Gartens, wo sie die illuminierten Wasserfontänen vor der einzigartigen Kulisse genießen konnten.

Online-Ticketshop hat sich bewährt

Die Planung und Durchführung des seit Anbeginn städtischen Festivals lag erstmals in der Verantwortung des Fachbereichs Herrenhäuser Gärten. Organisatorisch gab es einige Neuerungen im Vergleich zu den Vorjahren. Etwa das Ticketing, das mit einem Online-Ticketshop neu aufgestellt und professionalisiert wurde. Wie in den Vorjahren waren alle Veranstaltungen ausverkauft, so dass über 70.000 Karten bereits im Vorverkauf verkauft werden konnten. Auch die neu eingerichtete Ticketbörse ist sehr gut angenommen worden. Hier wurden über 2.700 Tickets angeboten und allesamt wieder gekauft. Damit konnten nicht benötigte Karten gehandelt und von Interessenten zum Originalpreis gekauft werden, ein Schwarzmarkt wurde verhindert. Die große und auch kurzfristige Nachfrage an Karten zeigt das Interesse auch während des Festivals. Auch die je 300 Karten an der Abendkasse waren wie in den Vorjahren, besonders an den wetterfreundlichen Abenden, stark nachgefragt. Eine Herausforderung lag in den beiden Starkregenereignissen am 10. und 12. Juli, die zu Unterbrechung bzw. Abbruch führten. Darüber hinaus mussten die Veranstaltungen am 21. und 23. Juli bereits am Nachmittag auf Grund der Gewitter- und Starkregenwarnungen des Deutschen Wetterdienstes, abgesagt werden. Die Besucher*innen können sich den Eintrittspreis erstatten lassen. Wenn keine Rückerstattung gewünscht wird, erhalten die Besuchenden einen Gutschein für das Kleine Fest 2025.

„Das Motto ‚Wasser‘ wurde an diesen Abenden leider zu wörtlich genommen“, sagt Casper de Vries. „Das ist das Risiko einer Open-Air-Veranstaltung. Wichtig ist mir zum Schluss noch, dass wir neben den vielen positiven Rückmeldungen natürlich auch die Kritik wahrgenommen haben. Ich werde mit meinem Team schauen, was wir aufgreifen und verbessern können. Viele waren überrascht, dass das Kleine Fest tatsächlich anders ist als vorher. Ich möchte diese Besucher*innen einladen, sich auch im nächsten Jahr wieder auf das Abenteuer einzulassen.“

2025 wird das Kleine Fest im Großen Garten laut aktueller Planung vom 9. bis 27. Juli stattfinden.

Bildquellen:

  • Kleines Fest im großen Garten: www.hannover-entdecken.de