Vielen Hannoveranern fällt beim Thema Ihme-Zentrum als Erstes Abriss ein. Zumindest wenn sie nicht gerade selbst darin wohnen. Da fängt das Problem nämlich schon an. Es gibt circa 550 Eigentümer, von denen viele dort selbst und auch gerne wohnen.
Was würde ein Abriss des Ihme-Zentrums für Kosten und Probleme verursachen? Facebook User Sebastian hat dazu im Februar 2023 eine fiktive Beispielrechnung gemacht.
Zunächst müsste ein potenzieller Investor von allen Eigentümer eine Zustimmung für den Abriss des Betonmonsters bekommen. Für so eine Entscheidung ist “Allstimmigkeit” Voraussetzung. Ist nur ein Eigentümer dagegen, dann ist ein Abriss nicht möglich. Es gibt aber reine Investoren, die in den USA, Kuwait, Russland oder sonst wo leben und somit nur schwer zu erreichen sind. Was das heißt, haben die Eigentümer schon erlebt, als die Teilungserklärung geändert werden sollte. Soweit mir bekannt ist man seinerzeit damit gescheitert. Es ist also höchstwahrscheinlich alle Genehmigungen zu bekommen, die vor deutschen Behörden bestand haben.
Pläne gab es viele für das marode Ihme-Zentrum
Verschiedene Investoren präsentierten bunte Bilder einer blühenden Zukunft. Passiert ist bis auf eine Sanierung der Tiefgarage und die Entkernung der Ladenflächen dagegen wenig. Es wurden nur die Mieteinnahmen der Büroflächen abgeschöpft, die aber jetzt wegfallen.
Zuletzt fand eine Podiumsdiskussion mit der Fragestellung “Was könnte mit dem Ihme-Zentrum passieren?” statt. Die private Initiative Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum hatte in das Capitol geladen und mit Bewohnern und Politik diskutiert.
Beispielrechnung Abrisskosten
Nehmen wir jetzt mal an, diese Hürde ist überwunden. Es folgt das Finanzielle. Alle Zahlen habe ich mal aus der genannten Beispielrechnung übernommen. Auf eine Toleranz von ein paar Millionen kommt es bei diesen Summen sicherlich nicht an.
Zunächst wären da die 634 Wohnungen, davon gehören 172 Stück zum großen Eigentumspaket. Davon ausgehend das dieses Eigentumspaket mit Wohnungen und gewerblichen Flächen bei der nächsten Zwangsversteigerung für den obligatorischen Euro über den Tresen geht bleiben immer noch die Kosten für 432 Wohnungen zwischen 31 und 160 Quadratmetern.
432 Wohnungen mit durchnittlich 60 Quadratmetern ergibt 25.920 Quadratmeter Wohnfläche.
Bei 2.500 € pro Quadratmeter ergibt sich daraus eine Kaufsumme von 64.800.000 € plus 1 € aus der Insolvenz des Restes. Die Gemeinschaftsflächen, Wege, Treppen, Tiefgarage und was es da noch alles gibt, lassen wir mal außen vor.
Jetzt gehört dem Investor eine unfassbare Menge Beton auf der mit 50.000 Quadratmetern größten durchgehenden Bodenplatte Europas.
Es folgt der Abriss. Das Ihmezentrum geht zwei Stockwerke tief in die Erde und über 70 Meter in die Höhe (Ihmepassage 2: 73 m, Ihmeplatz 1: 68 m). Die Entsorgung von Stahlbeton beläuft sich auf 250 bis 350 € pro Quadratmeter. Alle Geschossflächen zusammen genommen kommt man auf, um die 250.000 Quadratmeter.
Ergibt bei 300 € eine Summe von 75.000.000 €.
Für den Abtransport des Bauschutts und für das Auffüllen der Tiefgarage, denn sonst hätte man einen großen See, kommt man auf 10.000 bis 12.000 LKW Ladungen, die durch Linden an- und abzutransportieren sind.
Jetzt sind wir bei 150.000.000 € Euro für einen Ihme-Zentrum Abriss. Und diese Summe ist wahrscheinlich eher noch viel zu gering angesetzt. Wie bereits erwähnt sind diese Zahlen nicht wirklich abgesichert, aber die Kosten, das Ihmezentrum abzureißen, sind definitiv höher als der Wert der reinen Grundstücksfläche.
Ihme-Zentrum Abriss ein wirtschaftlicher Albtraum
Wenn man das Grundstück jetzt als Bauland verkaufen will, dann müsste man den fünffachen ortsüblichen Preis dafür nehmen. Ohne einen Gewinn mit einzukalkulieren sind das 3.000 € pro Quadratmeter. Die durchschnittlichen Baulandpreise in Hannover liegen bei 650 €.
Es ist also faktisch unmöglich, das Ihme-Zentrum abzureißen. Niemand könnte damit einen Gewinn erwirtschaften.
Sollten jetzt also die Zahlungen von Lars Windhorst ausbleiben, haben die kleinen Eigentümer ein Problem. Jeder Eigentümer des Ihme-Zentrums haftet für den gesamten Komplex. Aus Medienberichten heißt es, dass auf die Wohnungseigentümer Kosten in Höhe von 400 bis 500 € pro Monat an Instandhaltungsumlage zukommen können.
Ein Horrorszenario ohne Ende. Die Betonburg mitten in Hannover wird auf jeden Fall erhalten bleiben. In welchem Zustand steht in den Sternen. Eine wirtschaftliche Perspektive ist nicht zu sehen. Ob die Stadt, sprich der Steuerzahler da in die Bresche springt, bleibt abzuwarten. Bisher ist die Argumentation der Stadt eindeutig. Es ist Privatbesitz und da ist bereits genug Steuergeld drumherum verbaut worden.
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Mehr InformationenBildquellen:
- Ihmeplatz: www.hannover-entdecken.de
- Gibt es eine Zukunft für das Ihmezentrum?: www.hannover-entdecken.de
- Große Pläne wie der Lindenpark blieben ohne Umsetzung: www.hannover-entdecken.de
- Neue Pläne für das Ihmezentrum in 2016: Cardea Immobilien GmbH
- Wieder neue Pläne für das Ihmezentrum in 2016: Cardea Immobilien GmbH