hallo, ich bin bianca, selbstständig und alleinerziehend … ein komisches wort; denn unser kind hat ja weiterhin vater und mutter …
eigentlich sollte ich blogposts über den abverkauf der amerikanischen patchworkstoffe im shop schreiben, aber ein facebook-post hat mich heute ins grübeln gebracht. viele seriöse medien berichten immer wieder über die art von populismus. dennoch verbreiten sich diese posts im netz … deshalb finde ich es wichtig, von zeit zu zeit das business business sein zu lassen und stellung zu beziehen. deshalb gibt es jetzt ein paar oder auch viele private worte.
wenn du in deutschland selbstständig bist, bist du ja nur noch zu einem sehr geringen teil mitglied der solidargemeinschaft. du zahlst einkommens- und gewerbesteuer, wenn es deinem unternehmen gut geht. du zahlst immer kranken- und pflegeversicherungsbeiträge, egal ob du ein einkommen hast oder nicht, allein die höhe variiert. ich habe mich bewußt gegen die gesetzliche rentenversicherung entschieden und auf private vorsorge in form von immobilien und einer lebensversicherung gesetzt. ich hielt das damals für die rentablere vorsorge. bei unserer immobilie war es das auch. die lebensversicherung ist es nach ein paar gesetzesänderungen wohl nicht … aus der arbeitslosenversicherung bin ich irgendwann ausgestiegen, als die beiträge für selbstständige explodierten … theoretisch hast du auch als selbstständige anspruch auf hartz4, allerdings erst dann, wenn dein komplettes vermögen aufgebraucht ist … genauso wie bei einem angestellten, der in diese situation kommt … mit dem kleinen unterschied, dass dessen altersvorsorge in form der gesetzlichen rente safe ist … zusammengefasst sieht meine persönliche situation so aus, dass ich in form von steuern und sozialversicherungen sehr viel mehr ins system sozialstaat eingezahlt habe als ich auf lange sicht wohl jemals rausbekommen werde. das ist auch ok. so funktioniert das eben. aber manchmal ist da ein gefühl der unsicherheit und des funktionieren müssens, weil du alleine für dich und dein kind finanziell verantwortlich bist, egal was kommt.
ich bin im hessichen grenzgebiet aufgewachsen, nicht weit von der innerdeutschen grenze. der bewachte zaum war immer gegenwärtig. wir sind oft in den feldern oder im wald unterwegs gewesen und haben die bewaffneten grenzer auf der anderen seite des zauns gesehen. wir wußten immer, dass wir nicht provozieren sollten; denn der andere hatte schließlich eine waffe. ich kann mich noch an ein hochwasser erinnern, nach dem wir nicht auf die flußnahen wiesen durften, bis gecheckt war, ob da mit dem wasser auch minen mitgekommen waren.
meine oma kam aus thüringen. ein teil unserer familie lebte also hinter dem zaun, bei den leuten mit den waffen und minen … wir sind meist ein- bis zweimal im jahr rüber gefahren, um alle zu besuchen. dabei hatten wir immer den kompletten kofferraum voller lebensmittel … alles was heiß begehrt war, weil es im osten schwer zu bekommen war. im kassendeck war immer eine kassette mit westmusik … die durfte nicht eingeführt werden. meine eltern taten es trotzdem. wir hatten also maximal 45 minuten zeit, die grenzkontrolle zu passieren. wer von euch hat das auch erlebt? wenn die pässe eingesammelt wurden und über diese kleine seilbahn schon mal vorfuhren? irgendwann kamst du dann auch an die reihe: alle aus dem auto raus, rückbank ausbauen und den kompletten kofferraum leeren. dann wurde alles gezählt, jeder einzelne brühwürfel und schokoriegel und mit deiner liste verglichen. danach durftest du wieder einpacken, jedesfalls das meiste … einmal, als der grenzübergang neu gemacht wurde, verfuhr sich mein vater. wir wußten, dass wir falsch waren, konnten es aber nicht ändern, bis wir gestoppt wurden. ruckzuck war unser auto umstellt von schwer bewaffneten männern … wir kamen mit dem schrecken davon, auf den richtigen weg geschickt und wieder in den westen. einer von ein paar sehr lebendigen und nachhaltig formenden eindrücken, die ich mit der ehemaligen ddr in verbindung bringe … aber trotz zaun, minen, todesstreifen und bewaffneten soldaten bin ich in frieden und ohne militärgewalt aufgewachsen, war lediglich zuschauer …
vielleicht hat mich das geprägt, vielleicht auch etwas ganz anderes. aber ich kann ganz genau verstehen, dass menschen in einer friedlichen umgebung ohne gewalt und krieg leben wollen, dass sie genug zu essen und eine versorgung im krankheitsfall haben möchten. und mal ehrlich, wer will das nicht? was nehmen wir nicht manchmal auf uns, damit unser kinder glücklich und zufrieden sind? und das wo es unseren kindern grundsätzlich sehr viel besser geht als vielen anderen kindern auf dieser welt … jedenfalls empfinde ich keinen neid auf jemanden, der sein land verlassen musste, weil dort krieg herrscht, er verfolgt wurde oder hungern mußte, egal ob anspruch auf mehr staatliche unterstützung hat als ich persönlich … denn eins ist ganz sicher: ich wollte um nichts auf der welt mit ihm tauschen … er hat in der regel einen ziemlich hohen preis dafür gezahlt, um hier zu sein, wo ich hin geboren wurde … das darf man nie vergessen. auf die menschlichkeit <3.
Bis bald Bianca