konzept und finanzplan: zwei sachen, die nicht sehr prickelnd sind, aber sein müssen, finde ich. ich habe während des erstellens sicherlich genauso geflucht und geschlimpft wie viele andere vor mir, gemeckert, wie viel sinnvoller ich meine zeit doch verbringen könne, alles nur fiktion, wenn kein kunde kommt, hat das doch eh alles keinen sinn … wer sich schon einmal damit beschäftigt hat, versteht was ich meine. die anderen werden es irgendwann verstehen :-).
vorlagen, was konzept und finanzplan enthalten sollten, gibt es viele im netz und im buchhandel. ich habe meine unterlagen von hier. wenn man beides gründlich machen möchte, sollte man schon ein paar wochen zeit einrechnen. ich habe beides zusammen mit einem coach gemacht, das heißt, ich habe geschrieben und mit dem coach feste termine vereinbart. bis zu dem termin mußte ich meine „hausaufgaben“ machen und abgeben. für mich war es eine gute variante, so konnte ich es nicht endlos vor mir herschieben … aber das muss jeder selbst wissen. der coach, in meinem fall die coachin, hat mein tun kontrolliert und bewertet. so wußte ich immer relativ zeitnah, wo ich noch einmal nacharbeiten mußte, weil es für einen außenstehenden nicht schlüssig war.
im konzept geht es darum, seine geschäftsidee in worte zu fassen. gleichzeitig sollte man sich aber auch gedanken über die erfolgsmöglichkeiten seiner idee machen. dazu ist eine umfangreiche analyse des marktes notwendig. die fünfte döner-bude in einer straße ist sicherlich nicht so erfolgreich wie vielleicht der china-imbiss oder etwas ganz anderes an gleicher stelle … zur eigenen idee kommt also noch der markt und der bedarf hinzu. eine idee kann noch zu gut sein, aber wenn an der stelle kein bedarf ist, wird es nicht klappen … wogegen es an einem anderen standort vielleicht von anfang an gut geklappt hätte …
welche möglichkeiten man so zur bedarfsanalyse hat, erschrecken sicherlich jeden datenschützer. auf irgendeiner veranstaltung habe ich beispielsweise mal ein unternehmen getroffen -ich glaube, es war ein tochterunternehmen der post- die fragten mich nach meiner idee und welche kunden ich ansprechen möchte. das gaben sie alles schön in den computer ein und kurze zeit später wußte ich, wie viele familien mit kindern in meinem einzugsradius wohnten, wie viel geld denen zur verfügung steht … ich kann mich gar nicht mehr an alle informationen erinnern, war nur sehr erschrocken. natürlich waren keine namen zu lesen und grundsätzlich ging es um werbung per postwurfsendung. deshalb waren die daten aber bis auf einzelne häuser herunterbrechbar. man konnte aus den daten erschließen, in welche häuser man seine werbung werfen mußte und in welche nicht so nach dem motto in der 2 wohnen keine kinder, die 4 hat kein geld usw. zum glück wohnen wir in einem mehrfamilienhaus … :-).
wenn man ausschließlich im internet seine idee vermarkten will, gibt es sicherlich auch möglichkeiten zur recherche. hihi, mein man war neulich auf einer SEO-veranstaltung da war jemand, der achselschweißpads verkauft. sicherlich ein gutes produkt für jemanden, der an einer erkrankung der schweißdrüsen leidet. schade nur, dass im netz kaum einer nach „achselschweißpads“ googlet. und wenn keiner googlet, wird man auch nicht gefunden, verkauft man auch nichts …
während meiner gründungsphase haben die coaches immer wieder auf dem „alleinstellungsmerkmal“ herumgehackt. du mußt etwas finden, was dich von anderen geschäften unterscheidet, sagten sie immer wieder. damals wollte ich eigentlich dinge für kinder verkaufen. wohnaccessoires, ein paar stoffe, unsere taschen, ein bischen kleidung (hauptsächlich hannoveraner labels) … kindergeschäfte gab es wenige im stadtteil, stoffe gar nicht und unsere taschen haben wir nur an sehr wenige andere geschäfte in der stadt weitergegeben, an keine im stadtteil und an keine mit einer ähnlichen kundengruppe wie wir sie haben wollten. mein erstes konzept wurde schnell vom markt geändert … plötzlich stiegen schon vorhandene geschäfte auch auf kindersachen um und es eröffneten innerhalb des ersten jahres unseres geschäftes immer mehr kindergeschäfte. für mich war klar, mein konzept war zwar schön und schlüssig, paßte aber nicht mehr zum markt. ich wußte irgendwie, dass nicht alle überleben konnten. also hieß es wieder, ein neues konzept muss her-aufbauend auf dem, was limetrees schon war-, ein neuer finanzplan … nix ist für die ewigkeit und auch wenn man ein eigenes geschäft oder ein eigenes label hat, bestimmen andere zu einem gewissen teil mit, was man selbst macht, eine neue erkenntnis für mich damals :-).
für die marktanalyse bleibt mir heute oft nur noch wenig zeit … deshalb frage ich beispielsweise wenn ich mehr sachen eines händlers haben möchte, ob schon andere händler in einem bestimmten PLZ-kreis die produkte vertreiben. wenn ja, bestelle ich einfach nichts, denn es geht mir weiterhin ums „alleinstellungsmerkmal“. wenn ich sachen habe, die es überall anders auch zu kaufen gibt, warum sollte dann jemand ausgerechnet in meinen laden kommen?! kann er doch auch zu xy gehen … inzwischen weiß ich auch firmen mit gebietsschutz zu schätzen, muss ich doch nicht alle labels an den produkten verschwinden lassen … es gab zeiten, da sind die leute nicht zu messen gefahren, sondern zu mir … es gab manche peinliche situation … heute habe ich beispielsweise bei der meterware nur noch herstellerlabels an den produkten, wo ich gebietsschutz habe oder wo es mir nicht so wichtig ist … traurig aber wahr, fair-play ist nicht für alle eine selbstverständlichkeit.
also, wenn ihr euch ans konzeptschreiben macht: findet eine idee, die euch von anderen unterscheidet. bei manchen gewerken reicht oft eine kleinigkeit, ein guter service, bei beratungsintensiven dingen eine kompetente bedienung, seid erfinderisch. ich habe beispielsweise eine freundin, die eine sanitärfirma hat. die bietet badplanungen an wie viele 1000 andere hier in der stadt, aber bei ihr sind zwei sachen anders: zum einen ist sie eine frau :-), zum anderen hat sie ein seminar belegt und gelernt, wie man badentwürfe per hand zeichnen kann. statt nüchterer computerausdrucke gibt es nun handgemalte badezimmereindrücke … auch nur eine kleinigkeit, die von anderen unterscheidet.
schaut, ob es für eure idee einen markt gibt und zwar dort, wo ihr sie umsetzen möchtet. denkt auch mal aus kundensicht über eure idee nach, was nutzt es ihm, dass es euch gibt. überlegt, wie das konzept realisierbar ist. da spielt auch eure persönliche situation rein. stimmen beispielsweise geplanter aufwand mit meinem persönlichen zeitfenster überein? aber genauso der markt, die politik …
ich habe mich während des konzeptschreibens nicht nur mit dem coach ausgetauscht sondern auch mit anderen existenzgründern und -gründerinnen. haben uns untereinander ausschnitte unserer projekte vorgestellt. das war nicht immer einfach. manchmal hat man auch dinge zu hören bekommen, die einen nicht gefielen :-). aber grundsätzlich half es, das eigene projekt objektiver zu sehen und die kundensicht besser kennenzulernen; denn letztendlich waren die anderen gründer(innen) ja potenzielle kunden :-).
wie immer, was ich sage, ist sicherlich nicht für jede(n) das richtige. es ist für mich der richtige weg gewesen. ihr müßt sowohl beim konzept wie auch später EUREN weg finden :-). und nehmt euch zeit, ein ordentliches konzept ist nicht an einem abend geschrieben.
ich wünsch euch noch einen schönen sonntag.
Bis bald Bianca
Bianca- Hut ab.
Du hast das wirklich generalstabsmäßig geplant.
Gerade wenn man am Anfang eventuell Geld von Banken braucht, bleibt einem nur dieser Weg. Prognosen, Pläne und Ziele. Und dann alles wieder neu überdenken.
Dein Weg ist sicher sehr gut.
Und das ist sicher die einzige Möglichkeit, wenn man auch noch andere mit ins Boot holt und mit Angestellten arbeitet. Verantwortung übernimmt.
Meine erster Weg in die Selbständigkeit nach der Geburt meines Sohnes war ein anderer: Ich bin da ganz klassisch hineingeschilttert.
Zuerst ein Auftrag als Freelancerin, dann noch einer. Geschäftlich wäre das alles ganz wunderbar gewesen, aber ich habe einen Faktor außer Acht gelassen: Das Kind. Nach zwei stressigen Jahren habe ich aufgegeben.
Auch jetzt war das unbedingt nicht so geplant: Ich wollte das Projekt machwerk eigentlich nur so nebenbei laufen lassen, es nimmt jetzt jedoch einen Großteil meiner Zeit in Anspruch. Aber der familiäre Hintergrund ist jetzt so weit stabil, dass ich das hoffentlich noch eine Weile durchhalte. Solange mir die Ideen nicht ausgehen.
Ich glaube es ist auch Typfrage:
Die einen kleben vor dem Streichen der Wände alle Leisten und Böden ab und haben nach getaner Arbeit wenig Sauerei, die Anderen fangen irgendwie mal an und putzen danach alle Spritzer in mühsamer Kleinarbeit weg. :)
liebe griselda,
planung ist das eine, realität das andere :-).
auch mit guter planung kann ein projekt scheitern … keiner weiß das vorher. da unsere geldreserven nur für eine begrenzte zeit reichen würden, haben wir uns hilfe ins boot geholt, weil ich mich dadurch besser fühlte, bestimmte gründungsfehler vermeiden konnte, dal ich rechtzeitig von solchen fehlern wußte … die anfänge von limetrees waren ja auch eher spontan und ohne große planung :-).
für die bank habe ich es sicherlich nicht getan. ich habe eine branche gewählt, um die banken einen großen bogen machen :-). immerhin, unsere bank hat sich sehr kulant gezeigt, den dispo für´s privatkonto erhöht und ab und zu durfte ich mein geschäftskonto mal kurzfristig überziehen, wenn ich vorher bescheid sagte und mich genau festgelegte, ob das konto in 2 oder 2 wochen wieder im plus ist … schön, wenn sich alle stoffhändler dieser welt entscheiden, mich am gleichen tag zu beliefern, obwohl was ganz anderes vereinbart war :-).
schön, wenn es bei dir auch gut läuft.
Liebe Bianca,
vielen Dank für Deine Erfahrungsberichte!
Es tut gut soetwas von bekannten Menschen zu lesen, hilft bei eigenen Entscheidungen.
Auch wenn vieles doch so klar zu sein scheint, denkt man nicht unbedingt dran oder hält es nicht für so wichtig oder scheut sich vor der Mühe :-)
Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!
Einen lieben Gruß von
myriam.
P.S.: Nein, wir sind übrigends nicht in die letzte Runde gekommen :-(
P.P.S.: Wir lesen auch noch total gerne zusammen – danke für den Buchtipp!