Freizeit, Wirtschaft

Hannovers City punktet mit Gastronomieangebot – Innenstadt im Durchschnitt mit 2,6 benotet

Befragungsergebnisse: „Vitale Innenstädte 2022“

Hannovers Innenstadt bekommt von Besucher*innen die durchschnittliche Schulnote 2,6. Damit verbessert sich Niedersachsens Landeshauptstadt geringfügig gegenüber der Bewertung zwei Jahre zuvor (2020: 2,7). Das ist ein Ergebnis der Befragung „Vitale Innenstädte 2022“. Hannover liegt knapp hinter dem Durchschnitt der anderen befragten Städte mit mehr als 500.000 Einwohner*innen. Zugleich ist hier die Anzahl der Bewertungen mit „sehr gut“ von 5,8 Prozent in 2020 auf 17,1 Prozent in 2022 gestiegen. Besonders punktet Hannover im Vergleich mit anderen Städten dieser Größenklasse mit dem Gastronomieangebot (Note 1,8), Freizeit und Kultur sowie Dienstleistungen (alle eine gute 2). Zu kämpfen hat die hannoversche City, wie andere Städte auch, mit dem fortschreitenden Trend zum Onlinehandel.

Dies sind einige von zahlreichen Erkenntnissen einer Befragung, die das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IFH Köln im Herbst 2022 in 111 deutschen Innenstädten durchgeführt hat. Zum vierten Mal wurde die im zweijährlichen Rhythmus erfolgende Attraktivitätsanalyse auch in der Landeshauptstadt Hannover durchgeführt. Gefragt wurde unter anderem: Wer besucht die Innenstadt und warum? Hat sich das Einkaufsverhalten durch Onlineshopping verändert? Welche Schulnote bekommt die City hinsichtlich ihre Attraktivität? Bundesweit wurden knapp 69.000 Interviews mit Innenstadtbesucher*innen geführt. In Hannover wurden rund 2.000 Personen befragt.

Besucher*innen immer älter

Im Trend der Ortsgrößenklasse liegt die leichte Zunahme der weiblichen Besucher*innen. In 2022 waren 57,1 Prozent der Befragten weiblich, in 2020 waren es noch 56,9. Das Durchschnittsalter der Befragten liegt in Hannover mit 45 Jahren um knapp 4 Jahre über dem Ortsgrößenschnitt. Zudem werden die Besucher*innen der hannoverschen City offenbar immer älter. 2020 wurde ein Altersdurchschnitt bei 44,8 Jahren festgestellt. Im Jahr 2018 lag er noch bei 39 Jahren.

Einkaufen ist Hauptgrund für Besuch

Hauptanlass für den Besuch von Hannovers City ist nach wie vor das Einkaufen, das gaben rund 60 Prozent der Befragten an. Dies sagten in 2020 allerdings noch 71,9 Prozent, was gegen den Trend der Vergleichsstädte ist, die im Durchschnitt einen leichten Zuwachs zu verzeichnen haben.

Punkten kann Hannover hingegen beim Anlass Gastronomie. Dies ist für 51,3 Prozent der Befragten Grund des Besuchs (in 2020 noch 39,5 Prozent). Damit liegt Hannover deutlich über dem Durchschnitt, was wiederum ein Beleg für das gute Angebot in der Innenstadt ist. Freizeit und Kultur fällt deutlich als Anlass zurück: Rund 12 Prozent gaben dies an. Bewertet wird das Angebot allerdings mit einer 2. Weitere Anlässe sind Verweilen und Sightseeing, was knapp 18 Prozent als Grund angaben. Nach wie vor wichtige Gründe sind Behördengänge, Arztbesuche und Arbeit.

ÖPNV beliebt

58,5 Prozent der Befragten nutzten den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), damit deutlich mehr als 2020 (52,2 Prozent). Damit liegt Hannover auch über dem Schnitt der anderen befragten Großstädte (52,2 Prozent). Eine leichte Zunahme ist beim motorisierten Individualverkehr (MIV) zu sehen, den 26,3 Prozent (in 2020 24,4 Prozent) der Befragten nutzten. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit nimmt die Nutzung des MIV jedoch ab (2018: 27,7 Prozent). Rückgänge gab es im Vergleich zu 2020 beim Radverkehr (von 17,8 auf 10,2 Prozent) und bei der Anreise zu Fuß (von 5,7 auf 5,0 Prozent). Damit sind die Zuwächse des ÖPNV eine Verschiebung innerhalb der umweltfreundlichen Verkehrsmittel.

Die Befragten bewerteten das Parkraumangebot mit einer guten 3 damit etwas besser als in 2020, hier liegt die Innenstadt nahezu gleichauf mit dem Ortsgrößenprimus. Ähnliches gilt für die Bewertung der Mobilität mit Bus und Bahn, hier wird eine 1,8 vergeben. Die Autofreundlichkeit bewerten die Befragten unverändert mit befriedigend, was besser als der Ortsgrößenschnitt ist (3,5). Leicht verschlechtert hat sich die Bewertung der Fahrradfreundlichkeit, allerdings auch hier auf einem guten Niveau von 2 bis 3.

Onlineshopping nimmt zu

Eine klare Entwicklung hin zum Onlinehandel wurde durch die Befragten bestätigt. In 2020 gaben noch 27,2 Prozent der Befragten an, verstärkt online einzukaufen und die Innenstadt weniger zu besuchen – in 2022 waren es bereits 44,9 Prozent. Der Anteil derer, die angaben, nicht online einzukaufen, verringerte sich entsprechend von 25 Prozent in 2020 auf 16,6 Prozent in 2022. Im Vergleich zu den anderen Städten der Ortsgrößenklasse ist die Entwicklung ähnlich, allerdings in Hannover auf höherem Niveau. In Hannover haben die Befragten offenbar eine höhere Online-Affinität. Diese Beobachtung deckt sich mit der des Handels: Die Besuchszahlen sind fast auf dem Niveau von 2019, allerdings mit geringeren Umsätzen.

Gute Bewertungen bei Schuhen, Kosmetikartikeln und Büchern

Bei der Bewertung des Einzelhandelsangebots im Hinblick auf einzelne Produktgruppen punktet Hannover bei Schuhen/Lederwaren, Uhren/Schmuck, Unterhaltungselektronik, Büchern und Lebensmitteln. Die Noten liegen bei 2 bis 2,3. Diese Bereiche sind in Hannover damit besser bewertet als im Ortsgrößendurchschnitt. Besonders gut wird das Angebot an Drogeriewaren und Kosmetik beurteilt. Hier liegt Hannover gleichauf mit dem Ortsgrößenprimus (Note 1,8). Geringfügig schlechter werden die Angebote von Sport- und Spielwaren sowie Bastelbedarf, Büro/Schreibwaren und Wohn-/Einrichtungsartikel bewertet (2,6 bis 2,8). Hier liegt Hannover auch etwas unter dem Durchschnitt der Vergleichsstädte. Insgesamt wird das Angebot in der Innenstadt aber besser als noch 2020 bewertet.

Schwächen beim Punkt Weiterempfehlung

Obwohl die Befragten eine Gesamtnote von 2,6 vergeben, liegt der Anteil derjenigen, die Hannovers City eher nicht weiterempfehlen würden, bei 46 Prozent. Im Durchschnitt der anderen Städte sind dies 31 Prozent. Allerdings sind Diejenigen, die Hannover höchstwahrscheinlich weiterempfehlen würden, mit 32,7 Prozentklar über dem Ortsgrößendurchschnitt mit knapp 28 Prozent. Ein sehr wichtiger Einflussfaktor für die Weiterempfehlungs-Bereitschaft ist der Bereich Aufenthaltsqualität/Ambiente/Flair. Um in diesem Bereich gut bewertet zu werden, sind Gebäude/Fassaden, Erlebniswert, Plätze und Verweilmöglichkeiten Sehenswürdigkeiten sowie Lebendigkeit die wichtigsten Kriterien.

OB Onay: „Den richtigen Weg eingeschlagen“

„Die aktuellen Befragungsergebnisse sind ein Beleg für gute Angebote in der City. Unsere Innenstadt steht insgesamt nach wie vor gut da“, beurteilt Oberbürgermeister Belit Onay die Ergebnisse und führt weiter aus: „Zugleich zeigt die Analyse auf, wo wir noch besser werden müssen. Dies entspricht genau den Ansätzen, die wir schon mit dem Innenstadtkonzept verfolgen. Es geht um mehr Aufenthaltsqualität, Erlebnisse und Freizeitangebote. Diesen richtigen Weg haben wir bereits eingeschlagen.“

Die derzeitigen Ansatzpunkte für die Innenstadt sind etwa das Vorantreiben der Verkehrswende, die Modernisierung durch Smart City und die Belebung durch das anvisierte Kulturdreieck. Zudem laufen derzeit konkrete Planungen für die Steintor-Umgestaltung, die Entwicklung der bahnhofsnahen Plätze und eine Zwischennutzung für das geschlossene Galeria-Kaufhaus an der Marktkirche sowie Neugestaltung dieses Areals.

„Fast 60 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Geschäfte zum Shoppen und Bummeln“, ergänzt Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel zur Befragung „Vitale Innenstädte“ und betont: „Das macht uns zuversichtlich, dass die Innenstadt gegenüber dem Online-Handel weiterhin bestehen kann, wenn wir zusammen mit allen Beteiligten die richtigen Akzente setzen.“ Zudem falle mit Blick auf die Zahlen noch auf, „dass Hannovers Innenstadt polarisiert. Ablehnung und hohe Identifizierung sind besonders ausgeprägt. Das spricht dafür, dass wir im Veränderungsprozess schon weiter sind als andere Städte. Denn in Phasen des Umbruchs ist es normal, dass Meinungen weit auseinandergehen.“

Bildquellen:

  • Einkaufscity: www.hannover-entdecken.de