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Hannover startet Pilotprojekt an Schulen gegen Jugendgewalt

Die Schule ist mehr als ein Ort des Lernens – sie ist ein zentraler Lebensraum für alle Kinder und Jugendlichen in Hannover. Hier erwerben sie nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenzen, Resilienz und die Fähigkeit, stabile Beziehungen aufzubauen. Nur wer Schulen als sichere Orte erlebt, kann sein*ihr Potenzial voll entfalten.

Angesichts der Gewaltvorfälle an Schulen hat die Landeshauptstadt Hannover (LHH) die Steuerungsgruppe „Integriertes Handlungskonzept gegen Jugendgewalt“ ins Leben gerufen. In dieser Steuerungsgruppe wurde die Idee zum Projekt „Back to School“ entwickelt. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Kultusministerium (MK) und dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) hat die LHH diese Projektidee mit Leben gefüllt und so kann das zweijährige Pilotprojekt „Back to School“ zum zweiten Schulhalbjahr an vier Schulen starten: der Leonore-Goldschmidt-Schule, der IGS Badenstedt, der Heisterbergschule und der Peter-Ustinov-Schule.

Zum offiziellen Projektstart haben die niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg, Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und Vertreter*innen des RLSB und der Pilotschulen am heutigen Dienstag (28. Januar) die Kooperationsvereinbarung zwischen der LHH, dem MK und dem RLSB unterzeichnet.

Ein wichtiger Schritt für Hannovers Schulen

Oberbürgermeister Belit Onay ist überzeugt: “ Schulen sind mehr als Lernorte – sie sind auch Erfahrungsorte für ein respektvolles Miteinander. Durch verbale oder physische Gewalt von Schüler*innen stößt die pädagogische Arbeit an Grenzen und im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklungen stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit bisheriger Maßnahmen. Mit unserem Projekt ‚Back to school‘ wollen wir vorübergehend vom Schulunterricht suspendierte Jugendliche nicht länger sich selbst überlassen. Wir wollen ihnen in dieser Zeit durch pädagogische und psychologische Unterstützung dabei helfen, sich anschließend dauerhaft ins Schulleben zu integrieren. Dies ist ein gewichtiger Baustein unserer Offensive gegen Jugendgewalt.“

Pilotprojekt: Schule und Jugendhilfe Hand in Hand

Das Modellprojekt setzt auf die enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe. Ziel ist es, Jugendliche, die durch verbale und physische Übergriffe sowie Respektlosigkeit aufgefallen sind und aus diesem Grund vorübergehend vom Unterricht ausgeschlossen wurden, in einem geschützten Umfeld zu betreuen. Statt lediglich auf die im § 61 des Niedersächsischen Schulgesetzes festgelegten Ordnungsmaßnahmen wie Suspendierungen zu setzen, werden die betroffenen Schüler*innen durch Pädagog*innen der LHH während der Zeit der Suspendierung individuell betreut und bei Bedarf bei ihrer Rückkehr in den Schulalltag unterstützt – all diese Maßnahmen sollen dabei den suspendierten Schüler*innen helfen, soziale und persönliche Kompetenzen zu entwickeln und schulische Inhalte nachzuholen.

„Ein temporärer Ausschluss vom Unterricht ist häufig erforderlich, um beispielsweise nach Übergriffen oder anderen Konflikten zunächst den Schulfrieden wiederherzustellen und um einen störungsfreien Unterricht zu ermöglichen“, sagt Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg und betont: „Betroffene Kinder und Jugendliche aus nichtintakten Elternhäusern können mit einer unbegleiteten Suspendierung jedoch Gefahr laufen, vollständig einen geregelten Tagesablauf zu verlieren. Insofern beschreiten wir mit dem Modellprojekt einen sinnvollen Weg, suspendierten Schülerinnen und Schülern die pädagogische Unterstützung zu geben, die sie brauchen und mit der sie schließlich besser in den Schulalltag integriert werden können. Zugleich hat das auf zwei Jahre angelegte Projekt Vorbildcharakter für die Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule auch in anderen Kommunen Niedersachsens. Ich verspreche mir davon, dass sich noch mehr Schulträger ermutigt fühlen, vergleichbare Modelle zu etablieren.“

Die wissenschaftliche Forschung zeigt: Maßnahmen wie Ausgrenzung oder unbegleitete Suspendierungen können Eskalationen begünstigen. Gleichzeitig betont die Forschung, dass Langeweile und Frustration häufige Ursachen für Jugendgewalt sind. Das Pilotprojekt setzt genau hier an und bietet Unterstützung, bevor Konflikte außer Kontrolle geraten.

Ressourcen und Zusammenarbeit

Für das Projekt stellen die Partner*innen umfassende Ressourcen bereit: Das Kultusministerium, vertreten durch das RLSB, sorgt für schulpsychologische Begleitung und Beratung für Schüler*innen, Eltern und Schulen. Die LHH finanziert eine halbe Stelle in der Erziehungsberatung zur Unterstützung des Projekts. Und die beteiligten Schulen begleiten das Projekt im Rahmen vorhandener Kapazitäten.

In den vergangenen Monaten haben die Partner bereits eng zusammengearbeitet, um die Umsetzung vorzubereiten.

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