Wenn am kommenden Wochenende (12./13. Juli) in der hannoverschen AWD-Arena europäische Spitzenteams um die Europameisterschaft im Siebener-Rugby kämpfen, werden fachkundige Moderatoren das Publikum durch das Spielgeschehen leiten. Damit auch Laien von Anfang wissen, was da auf dem Platz vor ihnen passiert, hier ein kurzer Blick auf Charakteristisches und Spielregeln sowie den Ablauf des Wochenendes.
Siebener-Rugby ist die immer populärer werdende – und olympiaverdächtige – Variante des traditionsreichen Mannschaftsspiels: Knapp halb so viele Spieler wie beim klassischen 15er-Rugby kämpfen auf gleich großem Platz in kurzen Halbzeiten um Ballbesitz und Punkte. Auf dem etwa Fußballfeld großen Rasen (100 mal 70 Meter) sind die Spielzüge leichter zu erkennen, das Punkten geht schneller, das ganze Spiel wirkt dynamischer. Die Spieler brauchen viel Talent und Erfahrung, taktisches Geschick und gute Kondition für rasante Sprints.
Beim Siebener-Rugby wie beim klassischen Rugby gilt: Der Ball ist nicht rund, sondern eiförmig. Das Tor heißt Goal, hat kein Netz, aber drei H-förmig angeordnete Stangen. Gespielt wird auch hinter den Goalstangen – auf dem Malfeld. Was ruppig aussieht, unterliegt strengen Regeln. Ballbesitz ist wichtiger als Körperkontakt. Spielzüge wie Passangriffe, Standardsituationen wie Gedränge oder Gassen sind charakteristisch.
Der Ball (in Ei-Form) darf mit dem Fuß in alle Richtungen getreten, mit der Hand aber nur nach hinten zu einem Mitspieler geworfen oder übergeben werden. Bei einem Passangriff wird der Ball von vorn nach hinten durch die vorrückende Spielerformation gereicht, bis einer die Gelegenheit zu einem "Versuch" hat.
Wer den Ball trägt, darf getackelt, d.h. durch Umklammern oder Festhalten angegriffen werden. Aber nur unterhalb der Schulterlinie, Angriffe auf Kopf und Hals, Schlagen und Treten sind tabu. Tief halten an den Beinen stoppt den Gegner abrupt und soll ihn nach Möglichkeit zu Fall bringen. Wer zu Boden geht, muss den Ball sofort loslassen.
Gepunktet wird durch
- einen Versuch – wenn es gelingt, den Ball mit der Hand im gegnerischen Malfeld abzulegen (fünf Punkte),
- die Erhöhung – wenn der Ball nach einem geglückten Versuch auch noch über die Querstange des Goals per Dropkick getreten werden kann (zwei Punkte),
- einen Dropkick aus dem Spiel heraus – der Ball wird aus der Hand fallen gelassen und nach einer kurzen Bodenberührung getreten (drei Punkte),
- einen Straftritt über die Goalstangen nach einem schwerer Regelverstoß (drei Punkte).
Ein Gedränge setzt der Schiedsrichter an, wenn der Ball verbotenerweise nach vorne geworfen wurde: Drei Spieler jeder Mannschaft (beim 15er-Rugby je acht) versuchen Schulter an Schulter in gebückter Haltung den Gegner vom Ball wegzudrängen.
Durch eine Gasse wird der Ball nach einem Spiel ins Seitenaus wieder eingeworfen: Zwei gegnerische Paare aus zwei hinter einander aufgestellten Spielern stehen nebeneinander und erwarten den Einwurf zwischen sie. Um den Ball möglichst schnell zu erwischen und zurück in die eigene Mannschaft zu werfen, wird der vordere Spieler jedes Paares von seinem Partner hochgehoben.
Besonderheiten beim Siebener-Rugby gegenüber dem 15er-Spiel:
- Die Spielzeit beträgt zwei mal sieben Minuten (statt zwei mal 40) mit einer Minute Pause, in den Finals zwei mal zehn Minuten.
- Pro Spiel dürfen drei Spieler eingewechselt werden. Der Mannschaftskader besteht aus 12 Akteuren.
- Erhöhungen müssen innerhalb von 40 Sekunden ausgeführt werden (statt 60 Sekunden).
- Nach einem Punkterfolg kickt das punktende Team an (anstelle des nicht punktenden).
- Eine gelbe Karte zieht eine Zwei-Minuten-Sperre nach sich (anstatt zehn Minuten).
Gruppen und Spielplan
Die zwölf Teams treten zunächst in der Vorrunde in zwei Sechsergruppen an. In Gruppe A spielen Portugal, Spanien, Russland, Deutschland, Rumänien und Georgien, in Gruppe B Wales, Irland, Italien, Ukraine, Polen und Belgien.
Nach dem Modus jeder gegen jeden absolviert jede Nation fünf Spiele. Entsprechend den Platzierungen spielen dann die Gruppen überkreuz in Halbfinalspielen gegeneinander. Um den Europameistertitel kämpfen die jeweils Gruppenersten und -zweiten, alle vier haben sich bereits für die WM qualifiziert. Die Gruppendritten und -vierten ermitteln den fünften Teilnehmer für die WM. Die Gruppenfünften und -sechsten spielen die "Trostrunde".
Los geht es am Sonnabend um 11 Uhr mit dem Spiel Russland-Georgien (A).
Im 20-Minuten-takt folgen die Anpfiffe für Italien-Belgien (B), Spanien-Deutschland (A; 11.40 Uhr), Irland-Ukraine (B), Portugal-Rumänien (A), Wales-Polen (B), Deutschland-Georgien (A; 13.30 Uhr), Ukraine-Belgien (B), Russland-Rumänien (A), Italien-Polen (B), Portugal-Spanien (A), Wales-Irland (B), Rumänien-Georgien (A), Polen-Belgien (B), Portugal-Deutschland (A; 16.40 Uhr), Wales-Ukraine (B), Spanien-Russland (A), Irland-Italien (B), Deutschland-Rumänien (A; 18.30 Uhr), Ukraine-Polen (B), Spanien-Georgien (A), Irland-Belgien (B), Portugal-Russland (A). Das letzte Spiel des Tages bestreiten um 20.10 Uhr Wales und Italien (B).
Die Vorrundenspiele werden am Sonntag um 9.30 Uhr mit dem Spiel Spanien-Rumänien (A) fortgesetzt. Weiter geht es wieder alle 20 Minuten mit Irland-Polen (B), Russland-Deutschland (A; 10.10 Uhr), Italien-Urkraine (B), Portugal-Georgien (A) und Wales-Belgien (B, 11.10 Uhr).
Bei den Halbfinals spielen am Sonntag ab 12.20 Uhr:
Halbfinals Bowl
Spiel 31: Fünfter Gruppe A – Sechster Gruppe B
Spiel 32: Sechster Gruppe A – Fünfter Gruppe B
Halbfinals Plate
Spiel 33: Dritter Gruppe A – Vierter Gruppe B
Spiel 34: Vierter Gruppe A – Dritter Gruppe B
Halbfinals Cup
Spiel 35: Erster Gruppe A – Zweiter Gruppe B
Spiel 36: Zweiter Gruppe A – Erster Gruppe B
Um Platz 11 geht’s um 14.20 Uhr zwischen
Verlierer Spiel 31 – Verlierer Spiel 32,
um Platz 9 (Bowl-Finale) um 14.40 Uhr zwischen
Gewinner Spiel 31 – Gewinner Spiel 32,
um Platz 7 um 15.05 Uhr zwischen
Verlierer Spiel 33 – Verlierer Spiel 34,
um Platz 5 (Plate-Finale) um 15.30 Uhr zwischen
Gewinner Spiel 33 – Gewinner Spiel 34,
um Platz 3 um 16 Uhr zwischen
Verlierer Spiel 35 – Verlierer Spiel 36,
um Platz 1 (Cup-Finale) um 16.25 Uhr zwischen
Gewinner Spiel 35 – Gewinner Spiel 36.
Um 17 Uhr werden die Sieger der Siebener-Rugby-Europameisterschaft geehrt.
Wenn die "Großen" am Sonntag Mittag gerade ihre Vorrunde beendet haben, geht der Schulnachwuchs aus Stadt und Region schon ins Finale: Um 11.35 Uhr wird das Endspiel der von der hannoverschen Sparkasse gesponserten Schul-EM 2008 angepfiffen. Die IGS Garbsen tritt für Deutschland und die Herschelschule für Portugal an. Die Finalisten wurden im Turnier von 14 Schulen aus der Region Hannover ermittelt. Auf den Plätzen drei und vier sind KGS Pattensen für Irland und die Brinker Schule für Tschechien gelandet. Den "EM-Pokal" übergibt Walter Kleine, Vorstand Sparkasse.