Bildung, Soziales

HANNAH ARENDT TAGE 2023: „Recht auf Rechte! Menschenrechte zwischen Versprechen und Wirklichkeit“

Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und vielen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, bleibt die Verwirklichung der Menschenrechte eine aktuelle Aufgabe. Deswegen muss man gerade jetzt darüber sprechen, und die HANNAH ARENDT TAGE (HAT) bieten eine perfekte Plattform dafür – in diesem Jahr vom 10. bis zum 14. Oktober.

„Die HANNAH ARENDT TAGE erinnern in diesem Jahr an das 75. Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Weltweit stehen Menschenrechte zunehmend unter Druck. Auch bei uns erleben Menschen Ausgrenzung, Diskriminierung und oft auch Rassismus. Daher ist der Schutz der Menschenrechte für uns in Hannover handlungsprägend, auch in unserer täglichen Politik“, betont Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay.

Dr. Georg Schütte, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, stimmt ihm zu und macht noch auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: „Ob Klimakrise, Artensterben oder Digitalisierung, die in der Wissenschaft gewonnen Erkenntnisse schaffen die Basis, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen und Lösungen zu finden. Doch das Recht auf Bildung steht wie andere Menschenrechte auch weltweit unter Druck, die Wissenschaftsfreiheit nimmt in vielen Ländern ab. Diesen Zustand dürfen wir in Zeiten multipler Krisen nicht dulden.“

Ausgewiesene Expert*innen zu Gast

Den Eröffnungsvortrag „Menschenrechte heute: Zwischen Bedrohung und Neubelebung“ hält Dr. Elisabeth Tichy-Fisslberger, Richterin am Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg, am Dienstag, 10. Oktober, um 19 Uhr im Forum des Niedersächsischen Landtags. Die österreichische Diplomatin und Juristin will unter anderem die Fragen thematisieren, wie die Erklärung der Menschenrechte auch im 21. Jahrhundert ihre Wirksamkeit gegen alle Widerstände entfalten kann? Was kann die Zivilgesellschaft dazu beitragen? Und welche Verantwortung trägt dabei die Politik?

Im Anschluss an den Vortrag findet die Podiumsdiskussion mit Dr. Elisabeth Tichy-Fisslberger und Belit Onay statt, moderiert von der HAZ-Chefredakteurin Dany Schrader.

Hanna Naber, Präsidentin des Niedersächsischen Landtags und Gastgeberin des Abends, hebt die politische Bedeutung des diesjährigen HAT-Themas hervor: „Menschenrechte – das Thema der diesjährigen HANNAH ARENDT TAGE ist hochaktuell. Unsere Welt ist von gewaltsamen Auseinandersetzungen, politischer Unsicherheit und Migrationsbewegungen geprägt. In solchen Zeiten fordern uns Hannah Arendts Überlegungen zum ‚Recht, Rechte zu haben‘ besonders dazu auf, Menschenrechte nicht nur als Versprechen, sondern auch als Verpflichtung und Gradmesser für unsere Demokratie zu verstehen.“

„Menschenrechte im digitalen Raum“ ist das Thema des Vortrags von Lena Rohrbach, Fachreferentin für Menschenrechte im digitalen Zeitalter bei Amnesty International, den sie am Mittwoch, 11. Oktober, ab 19 Uhr im Haus der Heise Gruppe GmbH (Karl-Wiechert-Allee 10) hält. Wie können der Schutz und die Einhaltung der Menschenrechte im digitalen Zeitalter gelingen? Und wieso schrumpfen auch im Netz die Spielräume der Zivilgesellschaft? Diese Fragen werden nicht nur im Vortrag beantwortet, sondern auch anschließend mit Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin der HateAid GmbH, und Ann Cathrin Riedel, Vorsitzender des LOAD e. V. – Verein für liberale Netzpolitik, duskutiert.

Malte Kirchner, Leitender Redakteur von heise online, ist überzeugt: „Digitale Menschenrechte sind das Fundament unserer Freiheit im 21. Jahrhundert. Sie schützen unsere Privatsphäre, unser Recht auf freie Meinungsäußerung und den Zugang zu Informationen – essenzielle Bestandteile einer gerechten und demokratischen Gesellschaft. Deshalb freuen wir uns als größtes IT-Medium Europas, dass dieses wichtige Thema – das in unserer täglichen Arbeit eine große Rolle spielt – während der HANNAH ARENDT TAGE behandelt wird.“

Studierendenprojekt

Am Freitag, 13. Oktober, von 11 bis 16 Uhr öffnet der Ciosk von den Studierenden der Universität Hildesheim auf dem Lindener Marktplatz seine Türen. Dabei steht das C für Community. Denn dieser Ciosk ist für die Nachbar*innenschaft ein Ort der Begegnung und des Austauschs zu Fragen rund um das Thema Menschenrechte.

Alle sind eingeladen vorbeizukommen und mitzumachen. Zu entdecken sind der Audiowalk „Recht auf Rechte!“, der Workshop für Groß und Klein „Mein Reisepass“, die Hörstation „Jeder Mensch hat Rechte“ und das soziale Mandala „Zwischen Versprechen und Wirklichkeit“. Alle Angebote sind kostenfrei.

Hannah-Arendt-Stipendiatin

Ein weiterer Programmpunkt der HAT 2023 ist das Werkgespräch mit der Hannah-Arendt-Stipendiatin Atefe Asadi am Freitag, 13. Oktober, um 19 Uhr im Literaturhaus Hannover. Asadis literarisches Werk befasst sich mit sozialen, politischen und religiösen Themen der iranischen Gesellschaft, einschließlich Geschlecht, Sexualität und Frauenrechten. In ihren Texten stellt sie Konservatismus, Religion, Krieg und ihre Folgen infrage und beleuchtet das Leben im heutigen Iran im Schatten der Diktatur. Dies führte dazu, dass sie dort nicht publizieren durfte und stattdessen einzelne Texte in unabhängigen, internationalen Zeitschriften und auf Online-Plattformen veröffentlichte. Lesung und Diskussion finden in englischer Sprache mit deutscher Übersetzung statt. Die Texte werden sowohl auf Farsi und auf Deutsch zu hören sein.

Alle Details zu diesen und weiteren Programmpunkten, zum Beispiel einem Salongespräch in der Villa Seligmann oder einer Podiumsdiskussion zum Thema „Nachhaltig, sozial und fair? Wirtschaft und Menschenrechte im 21. Jahrhundert“ im Schloss Herrenhausen, gibt es online unter www.hannah-arendt-hannover.de

Die HANNAH ARENDT TAGE sind eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Hannover. Die Kooperationspartner 2023 sind die VolkswagenStiftung, heise online und die Linden Limmer Stiftung.