Natur & Umwelt

Bildervortrag: „Schmetterlingswelten im Wandel von Umwelt und Klima“

Wer sich in diesen Herbsttagen in die vielfältige und im ständigen Wandel befindliche Welt der wunderschönen Tagfalter entführen lassen will, ist zum Bildervortrag mit dem BUND Schmetterlingsexperten Prof. Dr. Harm Glashoff eingeladen. An machen Tagen in diesem Jahr konnte eine Vielzahl von Tagfaltern in Gärten und naturnahen, blütenreichen Säumen beobachtet werden. „Aber zugleich beklagt fast jeder den stetigen Rückgang der Schmetterlings-Populationen. Das ist zum Teil, besonders in Gegenden mit intensiver Land- und Forstwirtschaft und in der ausufernden Verstädterung der Landschaft richtig, andererseits mag auch ein gewisser Erinnerungsoptimismus an seltene falterreiche Wiesen und Tage in unserer Jugend mitspielen", erläutert Harm Glashoff.

Mittwoch, 6. November 2013 um 18 Uhr
BUND Umwelthaus, Goebenstr. 3a, Hinterhaus
30161 Hannover-List

Die Teilnahme ist kostenlos!

Tatsächlich sind Schmetterlinge durch ihre besondere Biologie ganz empfindliche Indikatoren für Veränderungen ihres Lebensraumes und des allgemeinen Klimas, zumal unter den etwa 150 Tagfalterarten in Deutschland kaum zwei die gleichen Anforderungen an ihre Umwelt stellen. Glashoff wird deshalb an vielen spannend illustrierten Beispielen zeigen, wie außerordentlich geschickt Falter mit den Veränderungen ihres Lebensraumes umgehen. „Für einige Arten allerdings, die in einem engen Revier auf einzelne Nahrungspflanzen spezialisiert sind, sieht es in der Tat schlecht aus", stellt der Schmetterlingsexperte fest: „Andere Arten wandern nach der Paarung oft über Hunderte von Kilometern umher, um immer wieder ähnlich geeignete Gebiete für ihre Brut zu suchen. Wieder andere schaffen es, ihre Siedlungsgebiete konsequent in einer Richtung zu erweitern: so z.B. seit dem Jahr 1999 der Karstweißling, der von Südeuropa über den Genfer See und das Schweizer Mittelland pro Jahr 40 km nach Norden zieht und im letzten Jahr bis Stuttgart und Augsburg mit stabilen Populationen vorgedrungen ist." 

Wer Distelfalter beobachtet hat, wird wissen, dass sie erst sehr später bei uns eintreffen, denn sie gehören zu den „Zugvögeln" unter den Schmetterlingen. Der Distelfalter überwintert nur in Nordafrika. Seine erste Generation im Februar fliegt übers Mittelmeer nach Südeuropa, deren Nachkommen sechs Wochen später über die Alpen, die Pyrenäen und Karpaten zu uns, eine weitere Generation dann von uns über Nord- und Ostsee nach England und Skandinavien. Dann geht das gleiche Spiel von Nord nach Süd wieder los. Dabei legt jede Generation in wenigen Tagen um die 1.100 km zurück und erreicht mühelos Flughöhen von 3.000 Metern. Das ist eine wahrhaft unglaubliche Leistung für die zarten Elfen. Dabei ist offenbar der Mittags-Sonnenstand der Auslöser, im Frühjahr nach Norden und im Spätsommer nach Süden zu ziehen.

Ganz aufregend ist es beim Grünader-Weißling (früher fälschlich Rapsweißling genannt): Er ist gerade dabei, über eine im neuen  Umfeld widerstandsfähigere Unterart eine eigene Hochgebirgs-Art, den Bergweißling, zu bilden. Die Männchen gleichen sich noch völlig, die Weibchen zeigen schon Unterschiede im Flügelmuster, und DNA-Analysen zeigen deutliche Unterschiede. Ähnliches beobachten wir beim Reseda-Weißling, der gerade dabei ist, sich in eine marine und eine kontinental-klimatische Art aufzuspalten und seine Siedlungsgebiete zu trennen.

Harm Glashoff resümiert: „Diese wunderbare Fähigkeit sich anzupassen und neue Lebensräume zu erschließen, stimmt uns (gedämpft) optimistisch; trotzdem ist jede noch so kleine Schutz- und Förderungsmaßnahme vor allem für den Lebensraum der meist wesentlich empfindlicheren Raupen dringend erforderlich."

Dazu gehört nach Auffassung des BUND die drastische Reduzierung des Einsatzes von Insektiziden; mehr blühender Raine, die nicht kurz rasiert oder mit Herbiziden behandelt werden; mehr heimische Blütenpracht in unseren Gärten und öffentlichen Anlagen statt Exoten und eine Förderung des biologischen und naturnahen Anbaus und nicht zuletzt, der dauerhafte Schutz unserer letzten, besonders artenvielfältigen oder besonders seltenen Lebensräume für Tiere und Pflanzen.

Mehr zu Schmetterlingen sowie Tipps für Schmetterlingsblumen im eigenen Garten unter www.bund-hannover.de