Kunst & Kultur

Ausstellung in der städtischen Galerie KUBUS

Das "Schaffen und Werk psychiatrie-erfahrener Künstler über 100 Jahre" ist das Thema einer Ausstellung in der städtischen Galerie KUBUS vom 25. April bis zum 30. Mai. Sie zeigt einen repräsentativen Überblick über 35 KünstlerInnen mit 100 historischen und zeitgenössischen Werken. Im Mittelpunkt steht der nicht akademisch verbildete elementare Schaffensprozess, der zu eigenständigen starken Bildern, Plastiken und Objekten führt.

Initiatoren und Gestalter der Ausstellung sind Prof. Dr. Andreas Spengler aus Wunstorf, Psychiater und Psychotherapeut, Lothar Schlieckau, Psychiatriekoordinator der Region Hannover, sowie der Künstler und frühere Professor der Hochschule für bildende Künste Braunschweig Siegfried Neuenhausen aus Hannover. Kurator ist Rolf Laute aus Hamburg. Die Idee zu der Initiative kam aus dem Bündnis gegen Depression in der Region Hannover (Schirmherr ist Regionspräsident Hauke Jagau).

Zeitgenössische Arbeiten aus Kunstwerkstätten in Hannover, Wunstorf, Köthenwald und Hamburg stehen in der Präsentation historischen Neuentdeckungen gegenüber: Erstmals werden Originale von Julius Klingebiel einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Er hat zwischen 1947 und 1959 im "Festen Haus" in Göttingen seine heute nicht öffentlich zugängliche Zelle ausgemalt. Eine auf Fotos basierende Rauminstallation ist Teil der Ausstellung. Zu Gast sind auch Karl Hans Janke aus Wermsdorf und Georg Schäfer aus Lohr/M. mit Werken aus den 1950er Jahren. Aus der Heidelberger Sammlung Prinzhorn kommen Leihgaben mit Aquarellen von Paul Goesch und Gustav Sievers um 1918. Zu sehen sind ebenfalls Werke von Elfriede Lohse-Wächtler. Die in Hamburg lebende Bildhauerin und Autorin Dorothea Buck, Mitbegründerin des Bundesverbandes Psychiatrie-Erfahrener, stellt eine Bronce zur Verfügung.

Die Initiatoren stellen die nicht professionell vorgebildeten KünstlerInnen in den Mittelpunkt. Sie verzichten auf die Ausdeutung der Innenwelt der KünstlerInnen. Es geht ihnen um die Kraft dieser Kunst – allerdings in der Dialektik mit dem Erfahrungshintergrund ihrer ErschafferInnen. Die so genannte Art Brut hat ihren festen Platz in der Kunstgeschichte. Sie war seit Beginn des 20. Jahrhunderts oft der Moderne voraus und ist heute höchst lebendig: Viele Werke strahlen Freude aus, andere wirken in die Phantasie entrückt. Leiden und Ohnmacht werden in neuen Welten überwunden. Konventionen und kulturelle Gewohnheiten werden gesprengt. Die Werke zeigen ihre eigenständige Bild- und Formensprache. Im historischen Vergleich zeigt die Auswahl Seelenverwandtschaften.

Ein Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung und reflektiert die kunstwissenschaftliche Dimension. Zugleich geht es um die Anerkennung der psychiatrie-erfahrenen KünstlerInnen durch die öffentliche Wahrnehmung ihrer Werke. So begegnen sich Psychiatrie- und Kunstgeschichte.

Am 25. April um 11.30 Uhr eröffnet Bürgermeister Bernd Strauch die Ausstellung im benachbarten Theodor-Lessing-Saal der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover (Eingang über den KUBUS). Im Anschluss sprechen Regionspräsident Hauke Jagau sowie Präsidentin Sigrid Maier-Knapp-Herbst von der Klosterkammer Hannover. Der Direktor der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg Dr. Thomas Röske gibt eine Einführung.

Nach Besichtigung der Werke folgt von 14 bis 16 Uhr ein Symposion mit Vorträgen der Initiatoren und von Prof. Dr. Ulrich Krempel, Direktor Sprengel Museum Hannover, und Dr. Thomas Röske.

Am 12. Mai von 16.30 bis 18.30 Uhr findet ein Symposion über "Künstler als Opfer der NS-Psychiatrie" statt. Das Symposion beschreibt die Biographien von vier KünstlerInnen, die Opfer der Zwangssterilisierungen oder Tötungsaktionen der Psychiatrie im Nationalsozialismus geworden sind und von denen Werke in der Ausstellung gezeigt werden. Es gibt biographische Kurzvorträge unter anderem über die heute in Hamburg lebende Dorothea Buck von Ruth Fricke Herford, Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener, über Elfriede Lohse-Wächtler aus dem Hamburger Förderkreis der Künstlerin, über Gustav Sievers von Dr. Reimond Reiter sowie über Paul Goesch von Oberlandeskirchenrat i.R. Gerd Steffen, Wunstorf. Die Leitung liegt bei Dietrich Heimann, Hannover. An der anschließenden Podiumsdiskussion wirken unter anderem mit: Doris Klawunde, stellvertretende Regionspräsidentin, Prof. Dr. Petra Garlipp von der Medizinischen Hochschule Hannover und Hans Schöner, Hamburg.

Am 21. Mai um 16.30 Uhr hält Prof. Siegfried Neuenhausen im KUBUS einen Bildvortrag über seine Bildhauerprojekte in Wunstorf und Hamburg-Ochsenzoll aus dem Jahr 1981/1982.

Das Gesamtprojekt wird von der Klosterkammer Hannover gefördert und von der Region Hannover, der FAMA-Kunststiftung sowie der KRH Psychiatrie Wunstorf und den Asklepios Fachkliniken unterstützt.

Veranstalter:
Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover in Zusammenarbeit mit dem Bündnis gegen Depression der Region Hannover

Ausstellung:
Städtische Galerie KUBUS, Theodor-Lessing-Platz 2, 30159 Hannover.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 16 Uhr, 1. Mai und Pfingstmontag (24. Mai) 11 bis 16 Uhr. An Himmelfahrt (13. Mai) bleibt der KUBUS geschlossen. Eintritt frei.

Weitere Informationen unter www.elementarkraefte.de (ab dem 25. April), E-Mail: info@elementarkraefte.de.

Ein Katalog ist in Vorbereitung beim Psychiatrie-Verlag Bonn (48 Seiten, zirka 70 Farbabbildungen) und soll zur Eröffnung vorliegen.