Am Sonntag, 29. Mai, geht um 17 Uhr die Ausstellung Leiv Donnan/János Nádasdy im KUBUS mit dem Ein-Personen-Theaterstück "Hast du in Melitopol eine Zuckermelone gekauft?" zu Ende.
Der Schauspieler Wolfgang Scheiner spielt Ossip Mandelstam. Ossip Mandelstam, geboren 1891 in Warschau, aufgewachsen in St. Petersburg, gestorben 1938 in einem Transitlager für Zwangsarbeiter bei Wladiwostok. Mandelstam gehörte zur Dichtergruppe der Akmeisten, einer modernen Literaturbewegung jener Zeit, die gegen die mystische und okkulte Verklärtheit die Forderung nach Klarheit der dichterischen Sprache setzte.
Ein Spottgedicht auf Stalin führte zu Verhaftung und Verbannung. Seine kritische Stimme kostete ihn schließlich das Leben, das er so sehr liebte. Sein großartiger Übersetzer Ralph Dutli nennt Mandelstam stolz und selbstbewusst, scharfzüngig und streitlustig, sinnlich, lebensfroh und witzig.
Und – welche Ironie – er, der den schwerblütigen altrussischen Mythen den Kampf angesagt hatte, wurde selbst zum Mythos. Er gilt in Russland und weltweit als Märtyrer der Poesie, der für seine Dichtung mit dem Leben bezahlte: Mandelstam als Gulag-Häftling, als Opfer totalitärer Macht im 20. Jahrhundert.
Mandelstam braucht keine Legenden. Er hinterließ eine unglaubliche Fülle an Gedichten, Erzählungen, Essays und Notizen.
Wolfgang Scheiner ist als Wiener Schauspieler mit ungarisch-böhmisch-mährischen Wurzeln nah dran an Mandelstams sprachlicher Intensität. Scheiner hat unter vielen anderen Autoren Thomas Bernhard gespielt und Nestroy und Schnitzler, das durchtriebene Balancieren mit dem Wort liegt ihm im Blut.
Er inszeniert die Sprache Mandelstams und lässt sein Leben zwischen Komik und Tragik für einen Theatermoment lebendig werden. "Trinken wir, Freundin, auf unseren Gerstenkorn-Kummer! Trinken wir aus!" Die mobile Produktion erinnert an den Dichter am letzten Tag der aktuellen Ausstellung im Kubus.