Zum ersten Mal durften in diesem Jahr auch Kinder von 6 bis 17 Jahren mit Hörschädigung aus dem Projekt „Aus der Stille in den Klang“ von Aktion Kindertraum in einer neuen inklusiven Kategorie bei dem regionalen Musikwettbewerb in der Kreismusikschule Peine mitmachen.
„Aus der Stille in den Klang kann einen wertvollen Beitrag zur Inklusion hörgeschädigter Kinder leisten.“
Ute Friese von Aktion Kindertraum
Aufregung in der Kreismusikschule Peine: neun Kinder des Aktion Kindertraum-Projekts „Aus der Stille in den Klang“ warten aufgeregt auf ihren ganz großen Auftritt beim Wettbewerb Jugend musiziert. Dass sie dabei sein dürfen, ist besonders. Und dass sie überhaupt ein Instrument spielen – das ist erstaunlich. Denn die meisten von ihnen tragen ein Cochlea-Implantat, da sie hörgeschädigt sind.
„Ich freue mich, wenn die Kinder Fehler machen – und das bemerken!“
Was das bedeutet, erklärt Elena Kondraschowa, Konzertviolinistin, Musik-Wissenschaftlerin und -Pädagogin sowie Ideen-Geberin des Projekts „Aus der Stille in den Klang“, der Jury: „Sie müssen sich vorstellen, die Kinder können sich selbst innen im Körper nicht hören. Das geht bei einem Hörgerät, nicht aber beim Cochlea-Implantat.“ Elena weiter: „Am meisten freue ich mich, wenn die Kinder einen Fehler machen – und ihn selbst bemerken. Das zeigt mir, wie viel Verständnis sie bereits für die Musik, ihr Instrument und ihr Spiel besitzen!“
Weiter spielt sie einmal per Handy gemeinsam mit Tatiana Ladutko, die die Kinder im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, LBZH, Braunschweig unterrichtet, vor, wie Musik sich für die Kinder anhört, wenn sie ein Cochlea Implantat tragen. Der Unterschied im Vergleich zu einem normalen gesunden Gehör ist immens.
Der Jüngste fängt an: Mikael (6) aus dem LBZH Braunschweig
Dann geht es los. Gleich zu Beginn fängt der Jüngste, Mikael, an. Tatiana hilft ihm ein wenig, summt mit, zeigt ihm die Noten. Ein paar der Klaviertasten hat sie markiert, damit der Sechsjährige sich besser zurecht findet. Nach den ersten zwei Stücken der erste Applaus: Von den Eltern, die im Publikum sitzen und von der Jury von Jugend musiziert. Alle sind begeistert.
Insgesamt neun teilnehmende Kinder und Teenager aus zwei Schulen in Hannover (Hartwig-Claußen-Schule Ι Förderzentrum Schwerpunkt Hören) und Braunschweig (Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, LBZH) kamen in die Pestalozzischule nach Peine (hier startete vor kurzer Zeit ebenfalls das Projekt „Aus der Stille in den Klang“). Sie spielen entweder Klavier oder Geige.
So wie die 14-jährige Alyah aus der Hartwig-Claußen-Schule in Hannover, die alle mit zwei fast fehlerfreien Klavierstücken begeisterte.
„Die Jury hat Aliyahs Spiel sehr gelobt. Ich bin so stolz auf sie!“
Auch ihre Mutter, Vanessa Demir, freut sich über den Auftritt von Aliyah:„Das ist das erste Mal, dass auch benachteiligte Kinder wie Aliyah hier bei Jugend musiziert teilnehmen dürfen. Ich hoffe so sehr, dass es beim nächsten Mal noch mehr sein werden!“ Nach dem Spiel hatte sie Gelegenheit, gemeinsam mit ihrer Tochter ein Feedback der Jury einzuholen. Sie erzählt: „Die Juroren waren begeistert von Aliyah und ihrem Spiel. Beispielsweise wie sie ganz gekonnt und bewusst die dazu gehörigen Pausen in den Stücken eingelegt hat, das fanden sie sehr beeindruckend! Ich bin so stolz auf Aliyah!“
Dann das Finale mit einem Geigen-Ensemble mit fünf Kindern. Drei Stücke spielen die Kinder gemeinsam mit Elena Kondraschowa. Dann ist der aufregende Nachmittag vorbei. Alle sind froh, dass alles so gut geklappt hat. Und auch die Juroren sind begeistert. Julia Hertzer, Jurymitglied und Klavierlehrerin an der Musikschule Uelzen: „Es war großartig! Und mutig, diesen ersten Schritt zu wagen. Jetzt gilt es, daraus zu lernen und die Kategorie Inklusion weiter aufzubauen!“
Programm der Aufführung:
- Jede/r Teilnehmer/in führte zwei bis drei Musikstücke auf. Die gesamte Vorspielzeit durfte nicht länger als 15 Min. betragen.
- Eine Begleitung oder Unterstützung durch einen Lehrer/in während der Aufführung war erlaubt. Dabei stehen der Ausdruck und die Kreativität des/der Teilnehmer(s)/in im Vordergrund.
Teilnahmeformat:
- Die Teilnehmer*innen durften in Gruppen und/oder Ensembles mit Kindern ohne Behinderung auftreten.
- Alle Formen der Aufführung waren erlaubt: Soloauftritte, Duette, Ensembles und andere Gruppenformationen
Weitere Infos:
www.aktion-kindertraum.de
indenklang.aktion-kindertraum.de/das-pilotprojekt/
Bildquellen:
- Gruppenbild Aus der Stille in den Klang: Aktion Kindertraum
- Mikael (6) aus dem LBZH Braunschweig: Aktion Kindertraum
- Die 14-jährige Alyah aus der Hartwig-Claußen-Schule: Aktion Kindertraum
- Aktion Kindertraum Logo: Aktion Kindertraum