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Mobilitätskonzept für die Innenstadt von Hannover

Karmarschstraße an der Markthalle

Karmarschstraße an der Markthalle – Ein guter Ansatz für eine bessere Nutzung der Außenflächen in der Stadt

Was spricht für und was spricht gegen das Mobilitätskonzept in Hannover das die Landeshauptstadt für die City vorgelegt hat? Die Wellen schlagen hoch auf den Social-Media-Plattformen. Während die eine Fraktion das Ende des Einzelhandels in der Innenstadt prognostiziert und den Grünen und besonders dem Oberbürgermeister jegliche Kompetenz abspricht, sehen andere die Möglichkeiten, die sich mit dem Plan bieten.

Das Mobilitätskonzept zum Innenstadtkonzept

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Punkt 1: Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem neuen Mobilitätskonzept für Hannover

Niemand will die City komplett autofrei machen. Es sollen aber nur noch die Autos in der Stadt fahren, die unbedingt notwendig sind. Das heißt Lieferverkehr, genau wie Handwerker und andere Dienstleister werden weiterhin in die Stadt fahren können. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen wird es sogar mehr Parkmöglichkeiten geben. Alle anderen können die bestehenden Parkhäuser uneingeschränkt nutzen. Oft sind diese auch jetzt schon günstiger als die Parkflächen am Straßenrand oder auf den inzwischen wenigen Parkplätzen in der Stadt.

Die Alternative ist, die City gleich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzufahren. Kein Punkt in Hannover ist besser erreichbar als Kröpcke, Steintor und Hauptbahnhof. Hier treffen sich alle Linien der Üstra.

Zweite Alternative für die Stadtbewohner ist, gleich das Fahrrad zu nutzen. Dafür sollen bessere Radwegeverbindungen in um und durch die Stadt geschaffen werden.

Negativ ist anzumerken, das die Tarife von GVH und Üstra im nächsten Jahr mal wieder steigen werden. Solange es das Deutschlandticket zu einem vernünftigen Preis gibt, zumindest für Vielfahrer kein Problem. Für den Tagesausflug in die Stadt aus dem Umland aber ein Hindernis. Öffentlicher Nahverkehr muss zum einen günstiger werden und zum anderen auch weiter ausgebaut. Als Übergangslösung wären noch mehr Park & Ride Flächen, die es alle schon mal gab, an den Endpunkten der Stadtbahnen wünschenswert. Natürlich ohne extra Parkgebühren, das sollte im Ticketpreis inklusive sein, wenn man den Individualverkehr zurückdrängen will.

Punkt 2: Attraktivität der Innenstadt – Reine Einkaufsstädte haben ausgedient

Jedem müsste klar sein, dass eine reine Einkaufsstadt nicht mehr zeitgemäß ist. Die Pleiten von Karstadt/Kaufhof sprechen eine eindeutige Sprache. Das ist übrigens schon mit dem Autoverkehr passiert, liegt also nicht daran, dass man die City nicht mehr anfahren kann. Die Aufenthaltsqualität ist der Knackpunkt. Ohne eine gesunde Mischung aus Gastronomie, Shopping, Kunst und Kultur wird in Zukunft wohl keine Innenstadt mehr auskommen. Dafür braucht es kreative Lösungen. Gerade die großen Kaufhäuser, die jetzt leer stehen, müssen einer neuen Nutzung zugeführt werden, die auch Leben in die Stadt bringt.

Die typischen Probleme von Innenstädten wird man niemals ganz wegbekommen. Obdachlosigkeit, Bettelei, Schmutz und viele weiter Probleme kann man nur mildern, aber sicher nicht ganz aus dem Stadtbild verbannen. Verdrängen ist dabei keine gute Lösung, verlagert sich das Problem doch nur an einen anderen Ort.

Die Citygemeinschaft ist ebenfalls gefordert, kreativ zu werden. Viele Leute fahren ihrer Meinung nach nur mit dem Auto in die Stadt, um den schweren Einkauf bewältigen zu können. Hier könnte ein Liefer- oder Aufbewahrungsservice, wie es ihn an den Adventswochenenden gibt, für Abhilfe sorgen.

Punkt 3: Mehr Lebensqualität für die Bewohner und auch mehr Bewohner in der City

Wenn man alte Bilder aus der Stadt ansieht, fällt einem immer wieder auf, dass es da auf den großen Plätzen mehr Grünflächen gab. In Zeiten des Klimawandels unverzichtbar für Städte. Mehr Grünflächen sorgen für eine signifikante Senkung der Temperaturen. Im Augenblick gibt es in der Stadt zu viele versiegelte Flächen, die nur dem parkenden Individualverkehr geschuldet sind. Dies sind alles potenzielle Flächen für eine Begrünung der Stadt. Die Parkhäuser bleiben weiter bestehen und sind für den Verkehr ausreichend dimensioniert. Die Kapazitäten reichen auf jeden Fall, um die weggefallenen Parkplätze am Straßenrand auszugleichen. Auch die Grundstücke, ebenso private Tiefgaragen oder andere Stellplätze der Anwohner bleiben mit dem Fahrzeug weiterhin erreichbar.

Die großen leerstehenden Gebäude können zum Teil für neue Bewohner in der Innenstadt genutzt werden. Der Bedarf an Wohnflächen ist da und an den Mietpreisen kann man ablesen das Wohnungen in der Innenstadt sehr gefragt sind. Für neue Bewohner wäre das dann die Stadt der ganz kurzen Wege.

Mit dem Konzept wird der Wandel in der City, den auch andere europäische Städte und Metropolen derzeit gehen, hoffentlich gelingen. Für Handel und Gewerbe sollte es ein wichtiges Aufbruchsignal sein. Viele Fragen zum Konzept beantwortet die Webseite der Stadt Hannover mit einer FAQ-Liste.

Wie es sich mit weniger Autos anfühlen kann zeigt gerade ein Experiment in der Nordstadt und der List. Dort wurden im Rahmen der europäischen Mobilitätswoche mehrere Anwohnerstraßen zur Autofreien Zone gemacht. Einen Bericht von einer Anwohnerin gibt es auf t3n.

Fazit: Wie das Konzept aufgeht, ist unklar. Den Status Quo einfach beizubehalten ist definitiv keine gute Lösung. Der Stillstand der letzten Jahre ist der City von Hannover nicht gut bekommen. Es wird Zeit, etwas zu wagen und in die Zukunft zu gehen. Das dabei nicht alles gleich rund laufen wird, ist klar, aber die Richtung stimmt auf jeden Fall.

Den Kritikern sei gesagt, meckern alleine bringt uns nicht weiter. Legt eigene Konzepte vor, die man dann ebenso diskutieren kann.

Bildquellen:

  • Karmarschstraße an der Markthalle: www.hannover-entdecken.de
  • Außenplätze an der Karmaschstraße: www.hannover-entdecken.de