Natur & Umwelt

Veranstaltungsreihe „Post Oil City Hannover“

Das Eduard Pestel Institut will mit neuer Forschung und öffentlichkeitswirksamen Veranstal-tungen einen Faden wieder aufnehmen, der tief in die Institutsgeschichte eingewoben ist. Prof. Eduard Pestel war ein Mitbegründer des Club of Rome, der bekanntlich auch die Studie zu den Grenzen des Wachstums initiiert hat und damit eine weltweite Debatte anstieß. Zent-rale Punkte dieser Debatte sind bis heute nicht abgegolten, sondern werden, wenn nicht alles täuscht, in den nächsten Jahren sogar in vielen Bereichen Politik bestimmend sein: Ressour-cenengpässe nach dem Erreichen des Ölfördermaximums (Peak Oil), das ungezügelte Wachstum der Wirtschaften auch neuer Weltmächte und der drohende Klimawandel bilden ein brisantes Amalgam, dessen Risiken kaum abzuschätzen sind. Es gibt aber auch Chancen, auf die hinzuarbeiten ist. Sie liegen u.E. nicht nur in der Entwicklung von Technologie, son-dern auch im Entwurf eines anderen, den Umständen eines den kommenden Energie- und Versorgungsstrukturen angemessenen Gemeinwesens.

Entsprechende Fragestellungen wollen wir im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, die in die-sem Herbst zum 35jährigen Bestehen des Instituts durchgeführt wird, mit einem interdis-ziplinären Expertenteam diskutieren. Wie könnten Wege hin zu einer „Post Oil City Hanno-ver“ aussehen? Wie kann die Region Hannover zu einem nachhaltigen, aber auch resilienten, also durch den äußeren Stress heraufziehender Krisen weniger verletzlichen Raum entwickelt werden?

Programm

Mittwoch, den 01. September, 19:00 Dr. Thomas Köhler, Eduard Pestel Institut Hannover: Grenzüberschreitungen – Peak Oil, Klimawandel, Wirtschaftswachstum; Matthias Günther, Eduard Pestel Institut: Lokale und regionale Handlungsmöglichkeiten
Es scheint, als würde das Öl-Zeitalter an sein Ende kommen – gerade zu einem Zeitpunkt, da auch der Klimawandel als bedrohliche Konsequenz des westlichen Lebensmodells immer ernster genommen wird. Verbindet man die Phänomeneder Ressourcenerschöpfung, der ansteigenden Temperatur und der weiterhin auf Wachstum angelegten Weltwirtschaft, dann ergeben sich zutiefst beunruhigende Szenarien. Die „Grenzen des Wachstums“ scheinen gerade so überschritten zu werden, wie es die gleichnamige Studie vor 40 Jahren in Aussicht stellte.

Mittwoch, den 08. September, 19:00 apl. Prof. Dr. Niko Paech, Universität Oldenburg:Wohlstand ohne Wachstum?
Wie können Unternehmen dazu beitragen, dass eine Wirtschaft ohne Wachstum, Globalisierungszwang und überflüssigen Verbrauch entsteht? Wer so fragt, muss heute immer noch mit Unverständnis rechnen. Dabei reichen Effizienzsteigerungen,Erneuerbare Energien und andere Innovationen nicht aus, die weltweit wachsenden Konsumansprüchemit weniger Umweltbelastungen zu erfüllen.

Mittwoch, den 15. September, 19:00 apl. Prof. Dr. Peter Nickl, Universität Hannover: Schrumpfung der Wirtschaft, Wachstum des Habitus
In der aristotelischen Tugendlehre kann der entwickelte Habitus als ein Fundament eingelebter Tugenden verstanden werden: Klugheit, Umsicht, Mitleid und Sorge um die Anderen sind dann inkorporiert, als einverleibtes Koordinatensystem des Handelns angeeignet worden. Vieles deutet nun darauf hin, dass eine auf permanentes Wachsen angelegte Wirtschaft das im Prinzip unendliche Wachstum der Habitūs behindert. Demnach stünden sich das Wirtschaftswachstum und das Wachstum des Habitus längst schon als Konkurrenten gegenüber, was Indikatoren aus der ‚Glücksforschung’ zu bestätigen scheinen.

Mittwoch, den 22. September, 19:00 Veronika Wolf, Universität Oldenburg: Zukunftsfäiges Wirtschaften in Industrie- und Gewerbegebieten – „Zero Emission Park“ als Chance zur nachhaltigen Entwicklung
Wie kann ein modernes Gewerbegebiet in der Post Oil City aussehen? Neue Konzepte der nachhaltigen Industrieentwicklung tragen zu einer massiven Reduzierung der schädlichen Nebenwirkungen von Produktionsstandorten bei, indem sie CO2-und Stofffluss-Reduktion nicht nur auf ein einzelnes Unternehmen, sondern auf ganze Cluster beziehen.

Mittwoch, den 29. September, 19:00 PD Elisabeth Meyer-Renschhausen, Freie Universität Berlin: Community und Guerilla Gardening
Der gemeinsam genutzte Garten in der Stadt stellt möglicherweise einen wichtigen symbolischen und praktischen Ort dar für den Strukturwandel, der durch das Überschreiten der Grenzen des Wachstums notwendig geworden ist. Welche Formen des Gardenings es gibt und wie diese Orte eine neue, weniger Energie- und Rohstoff beanspruchende Lebensweise hervorbringen können.

Mittwoch, den 06. Oktober, 18:00 Prof. Wolfgang Blendinger, Clausthal-Zellerfeld: Das Ende des einfachen Öls
Inwieweit ist Peak Oil, also das Überschreiten des Ölfördermaximums, vom natur- und ingenieurswissenschaftliche Förderung mindestens mittelfristig noch sicher stellen? Wie sieht die Zukunft der Versorgung Standpunkt aus gesehen ein bedeutsames Datum? Gibt es nicht ausreichend neue Vorkommen und innovative möglichkeiten, die die Versorgung mit fossilen und regenerativen Energieträgern aus, wenn das Öl immer knapper, die Förderung immer teurer, riskanter und, was die Ausbeute angeht, immer ineffizienter wird?

… und im Anschluss, von 19:45 bis ca. 21:30, das Post Oil City Café
Angelehnt an die Methode des World Café eröffnen wir einen Raum mit runden Tischen und stärkendem Imbiss für weiterführende Gespräche unter den Teilnehmern. Wie unsere Wege hin zur Post Oil City Hannover aussehen könnten und welche positiven Auswirkungen diese Wege auf den eigenen Lebensstil haben würden, aber auch ganz persönliche Sichtweisen zum Gehörten, Widersprüche und Kommentare, vielleicht sogar gemeinsame Projektentwürfe sollen für die Runde sichtbar werden.