Linden-Limmer, Politik, Wirtschaft

Wasserstadt Limmer: aktueller Planungsstand

Nachhaltige Quartiersentwicklung: vom Industriegebiet zum urbanen Stadtquartier

Schornstein der Conti in Limmer

Schornstein der Conti in Limmer

Trotz der aktuellen globalen Situation mit ihren Auswirkungen auf die Bauwirtschaft, vor allem im Hinblick auf die Preisentwicklung, auf Lieferketten und Rohstoffverfügbarkeit werden die Planungen für den zweiten Bauabschnitt der Wasserstadt Limmer zielgerichtet fortgesetzt. „Ungeachtet der schwierigen Gesamtlage besteht weiterhin ein großer Bedarf an zusätzlichem und bezahlbarem Wohnraum in unserer Stadt, auf den wir uns vorbereiten müssen.“, betont Stadtbaurat Thomas Vielhaber.

Für den 23 Hektar großen und bisher unbeplanten Bereich der ehemaligen Industrieflächen der Wasserstadt Limmer wurde Anfang 2022 in einem Gutachterverfahren ein städtebaulicher Entwurf erarbeitet, der sowohl bei der Fachjury als auch in der Bürger*innenversammlung überwältigende Zustimmung erhielt. Der Entwurf der Büros Monadnock (Architekturbüro aus Rotterdam), chora blau (Freiraumplanungsbüro aus Hannover) und Planersocietät (Verkehrsplanungsbüro aus Dortmund) wird derzeit zum Funktionsplan weiterentwickelt. „Das Ergebnis des Gutachterverfahrens spiegelt den hohen Anspruch aller Beteiligten an nachhaltige Stadtentwicklung und Stadtgestaltung wider. Dabei setzt es klar auf urban gemischte Quartiere im menschlichen Maßstab, was das Gebiet zu einer wertvollen Stadterweiterungsfläche werden lässt.“, so Vielhaber weiter.

Der aktuelle Plan berücksichtigt die Vorgaben der Fachverwaltungen zu Themen wie Verkehr, Freiraumplanung, Entwässerung, Kita-Planung, Brandschutz, technische Infrastruktur etc. und bringt diese in Einklang mit dem ausgewählten städtebaulichen Konzept. Aber auch fachliche Antworten auf die Fragestellung einer dem Ort angemessen Dichte sind in dem Plan zu finden, immer im Kontext zur Verkehrsentwicklung und Verkehrserzeugung. Insgesamt orientiert sich das Konzept an den sogenannten 102 Planungszielen, die bereits im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung zur Planung des ersten Bauabschnitts entstanden sind.

Kostensicherheit durch serielles Bauen

Die Planung verfolgt darüber hinaus den Ansatz des seriellen und modularen Bauens. Um ein hohes Maß an Kostensicherheit zu ermöglichen, lassen sich laut aktueller Planung circa 70 Prozent der Gebäude modular herstellen. Die Repetition dieser Module stellt sich in der Tragstruktur der Gebäude dar, die Fassaden sollen jedoch ein abwechslungsreiches Bild abgeben.

Erster ÖV-Anschluss zu Weihnachten 2022 zusätzlich zum Bus 700

Bereits mit dem Fahrplanwechsel 2022/2023 wird es eine neue Buslinie geben, die die Wasserstadt mit der Innenstadt verbindet. Die temporäre Bushaltestelle wird auf Höhe der Denkmäler liegen. Langfristig wird die Bushaltestelle in dem Mobilitäts-HUB platziert, der sich im Herzen des neuen Quartiers befindet. Eine weitere Haltestelle wird in der Straße Zur Wasserstadt geplant, um die Anbindung des ersten Bauabschnitts sicherzustellen.

Ziel ist eine Stadtbahnanbindung bis nach Ahlem Nord und eine neue Platzierung der Haltestelle, um das Quartier nach Nord und Süd optimal anzubinden

Die ÖPNV-Anbindung und damit verbunden eine neue Stadtbahnhaltestelle für die Wasserstadt wird im Zuge eines von der Region in Auftrag gegebenen Verkehrskonzeptes zurzeit geprüft. Ergebnisse sollen im 2. Quartal 2023 vorliegen. Die Trassenführung ist auf dem Bereich südlich der Wunstorfer Straße vorgesehen. Eine Haltestelle könnte sich auf Höhe der Denkmäler befinden und somit beide Quartiere nördlich und südlich der Wunstorfer Straße optimal erschließen.

Das Fahrrad steht im Mittelpunkt

„Ein zentrales Thema im Zuge der Ausarbeitung des Funktionsplans ist das ambitionierte Mobilitätskonzept für das Quartier selbst, welches stark auf den Fahrradverkehr und den öffentlichen Nahverkehr setzt, um die Voraussetzungen für ein autoarmes Quartier zu schaffen.“, sagt Thorsten Warnecke, Leiter des Fachbereichs Planen und Stadtentwicklung. Neben einem großzügigen Angebot an öffentlichen Fahrradstellplätzen sind durchschnittlich je Wohneinheit 4,5 Fahrradstellplätze eingangsnah in den Erdgeschossbereichen der einzelnen Gebäude vorgesehen. Eine Klappbrücke für den Fuß- und Radverkehr, die auf Höhe der Denkmäler den Stichkanal Linden quert, soll die übergeordnete Anbindung nach Ahlem komfortabel ermöglichen. Inwiefern der Betrieb einer solchen Klappbrücke umgesetzt werden kann, wird zurzeit erörtert.

Verzicht auf Parken im öffentlichen Straßenraum unterstützt Autofreiheit und Aufenthaltsqualität

Im öffentlichen Straßenraum findet Parken ausschließlich für mobilitätseingeschränkte Personen, zum Be- und Entladen bzw. für Lieferungen und Car-Sharing statt. Die Stellplätze für Autos werden dezentral im Mobilitäts-HUB und fünf Tiefgaragen untergebracht. Hier ist ein durchschnittlicher Stellplatzschlüssel von lediglich 0,55 Stellplätze je Wohneinheit vorgesehen.

Die verkehrlichen Auswirkungen des neuen Konzeptes hat das Verkehrsplanungsbüro SHP Ingenieure untersucht. Das Ergebnis: Die Verkehrsmengenzahlen auf der Wunstorfer Straße werden deutlich geringer sein als 2014 prognostiziert.

Die Beteiligung der Öffentlichkeit geht weiter

Voraussichtlich im Frühjahr 2023 wird der ausgearbeitete Funktionsplan für den Norden dann noch einmal final in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert. Auch am 28. November 2022 im Rahmen der Einwohner*innenversammlung in Linden-Limmer wird es ebenfalls Informationsmöglichkeiten für die Bürger*innen zum Verfahren Wasserstadt Limmer geben. Und voraussichtlich Mitte 2023 findet die gemäß Baugesetzbuch vorgesehene Beteiligung der Öffentlichkeit in Form der öffentlichen Auslage im Rahmen des Bauleitplanverfahrens statt. Der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan des zweiten Bauabschnitts wird für Herbst 2023 avisiert.

Bildquellen:

  • Schornstein der Conti in Limmer: www.hannover-entdecken.de