Die seit über zehn Jahre leerstehende, frühere Grundnetzschalt- und Vermittlungsstelle der Bundeswehr im Springer Ortsteil Lüdersen hat einen neuen Besitzer. Die Firma Sapienis aus Hannover hat das ehemalige Militärgelände mit Dienstgebäude und Bunker von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben erworben. Zukünftig sollen in zehn Meter Tiefe, hinter meterdicken Stahlbetonwänden elektronische Dokumente feuer- und revisionssicher eingelagert werden. Hilfestellung bei der Verkaufsanbahnung leistete das Unternehmerbüro der Region Hannover.
Die 1966 errichtete Anlage im Landschaftsschutzgebiet ist ein Relikt aus dem Kalten Krieg: Lüdersen gehörte zu den 34 atombombensicheren Vermittlungsstellen der Bundeswehr, um die Telekommunikation auch bei einem Nuklearschlag gewährleisten zu können. Sie besteht aus einem unterirdisch gelegenen Atombunker mit einer nutzbaren Fläche von etwa 870 m² und dem ehemaligen Dienst- und Verwaltungsgebäude. Im Jahr 2002 wurden die ober- und unterirdischen Bauten in das Denkmalverzeichnis des Landes Niedersachsen aufgenommen.
Ein positiver Bauvorbescheid der Stadt Springe lag der Sapiensis GmbH für ihr Vorhaben schon seit November 2006 vor. Mit Unterstützung des Unternehmerbüros der Region Hannover konnten die denkmal- und naturschutzrechtlichen Fragen geklärt werden. Die neuen Besitzer wollen Teile des Atombunkers zur Archivierung sensibler Daten nutzen. Unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen werden dafür spezielle, international zertifizierte Speichersysteme bereitgestellt. Ein Verlust der eingelagerten Daten oder deren Kompromittierung auf jede erdenkliche Art soll so ausgeschlossen sei.
Seit Februar 2006 bietet die Sapiensis GmbH von Hannover aus Beratungsleistungen in den Bereichen der Strategieberatung, der Prozessoptimierung und des Projektmanagements im EDV-Umfeld an. Die „revisionssicheren Speicherung elektronischer Daten unter Erhalt des Beweiswertes digitaler Dokumente“ ist ein neues Geschäftsfeld für das Unternehmen. Am Standort Lüdersen soll zunächst 16 neue Arbeitsplätze enstehen, kündigten die Geschäftsführer Matthias Herrmann-Chirani und Christian S. Gawlik an. Die Bunkeranlagen bleiben als „nicht-öffentliches Museum“ erhalten.
PM: Region Hannover