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Neue Stadtbahnen ab 2012: Der TW 3000 bietet Komfort ohne Klapptrittstufen

Hannover bekommt eine neue Stadtbahn – unter dem Arbeitstitel „TW 3000“ bereitet die üstra die größte Neuanschaffung seit der Expo vor. Ab 2012 sollen die 50 neuen Stadtbahnen angeschafft werden. Möglich wird diese Investition, weil die Fahrzeuge zu 50 Prozent durch Fördermittel des Landes Niedersachsen nach dem Entflechtungsgesetz (EntFlG) gefördert werden.

Darum gibt es neue Stadtbahnen

Die ältesten im Einsatz befindlichen Stadtbahnfahrzeuge des Typs TW 6000 sind 30 Jahre alt. Die üstra muss immer höheren Aufwand treiben, damit zunehmende Störungen die Fahrgäste nicht beeinträchtigen und Ausfälle sich nicht häufen. Ersatzteile sind nur noch schwer zu bekommen und die Kundenakzeptanz sinkt. Bis 2023 benötigt die üstra daher 146 neue Stadtbahnwagen als Ersatz für die grünen TW 6000. Die zunächst 50 TW 3000 sollen bis 2014 ausgeliefert werden.

Das Konzept der neuen Stadtbahn

Das Ziel bei der Gestaltung des neuen Fahrzeugs ist, die positiven Aspekte der silbernen Stadtbahnen des Typs TW 2000 und der grünen Stadtbahnen des Typs TW 6000  beizubehalten und weiterzuentwickeln. Es soll ein Fahrzeug auf dem neustem Stand der Technik beschafft werden.
Damit keine zusätzlichen Kosten entstehen, muss sich das neue Stadtbahnfahrzeug den gegebenen Randbedingungen anpassen, d. h. es muss für Hannover passend sein. Das betrifft u. a. die Länge. Das neue Fahrzeug wird 25 m lang sein, so dass ein 3-Wagenzug an den 68 bis 70 m langen Hochbahnsteigen halten kann und alle Türen am Bahnsteig sind. Das Fahrzeug wird zwei Fahrerstände haben, so dass flexibel an- und abgekuppelt werden kann.

Barrierefreier Zugang ohne Klapptrittstufen

Eine grundsätzliche Änderung des neuen Fahrzeugs gegenüber dem TW 2000 und dem TW 6000 ist, dass es wegen der Hochbahnsteige keine Klapptrittstufen mehr benötigt. Auf der Stadtbahnlinie 3 von Wettbergen nach Altwarmbüchen gibt es bereits durchgängig Hochbahnsteige. Im Jahr 2009 wird mit dem Bau des Hochbahnsteigs an der Stadtbahnhaltestelle Peiner Straße auch die Linie 8 komplett barrierefrei mit Hochbahnsteigen ausgestattet sein. Darüber hinaus wird mit dem Fahrplankonzept zur Stadtbahnverlängerung nach Misburg/Nord eine weitere vollständig ausgestattete Linie zur Verfügung stehen. Der Nahverkehrsplan der Region Hannover sieht vor, dass bis 2015 die Linien 4 und 5 komplett mit Hochbahnsteigen ausgerüstet werden.
Die neuen TW 3000 werden dann auf den oben genannten Linien eingesetzt. Der Verzicht auf Klapptrittstufen bringt folgende Vorteile mit sich: Einsparungen beim Kaufpreis, beim Gewicht, wodurch weniger Fahrstrom verbraucht wird, und bei den Instandhaltungskosten. Aufgrund des geringeren Gewichts und weil der TW 3000 mehr Strom ins Netz zurückspeisen kann, verbraucht er deutlich weniger Energie als der TW 6000.

Das Design – Gastfreundliche Gestaltung

Die Gestalter der neuen Stadtbahn stehen vor der Aufga-be, eine große gedankliche Weite zu überbrücken. Trends und Markforschungsergebnisse, Kundenwünsche und wirtschaftliche Restriktionen beeinflussen das Design oft in gegensätzlichen Richtungen. Die Fahrgäste der üstra loben im gleichen Umfang die Transparenz und Weite des TW 2000, aber auch die Nischen und die Gemütlichkeit des TW 6000. Gerade auch im Hinblick auf die für Hannover schwer einzuschätzenden Folgen des demographischen Wandels muss das neue Stadtbahnfahrzeug so gestaltet sein, dass es heutige und zukünftige Kunden-wünsche vereint. Das Design des TW 3000 soll zeitlos sein, das Fahrzeug authentisch und unverwechselbar.
Darüber hinaus soll der TW 3000 für alle Fahrgäste einfach zugänglich sein. Das neue Stadtbahnfahrzeug soll so gestaltet werden, dass es für alle Personengruppen gleichermaßen gut nutzbar ist. Denn was für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste absolut notwendig ist, ist auch für alle anderen eine große Erleichterung. Das sogenannte „universal design“ ist gefragt.

Stuttgarter gestalten mit Hannoveranern neue Stadtbahn

Das Design des neuen Stadtbahnfahrzeugs übernimmt das Büro PanikRuhdorfer Designpartner aus Stuttgart, die sich mit ihrem Konzept der „Loge“ durchsetzen konnten. Referenzen im Bereich Stadtbahndesign besitzt das Büro bereits. Es zeichnet sich unter anderem für das Design der Gestaltung der Variobahn Rhein-Neckar oder der U5 Frankfurt verantwortlich. Letztere wurde in enger Zusammenar-beit mit den Fahrgast- und Fahrerverbänden sowie dem Verband der Mobilitätseingeschränkten und Sehbehinderten entwickelt und im Frühjahr 2009 mit dem „universal design award“ ausgezeichnet. Das Spektrum des 10-jährigen Bestehens des Designbüros reicht von Schienenfahrzeugen über Reisemobile und Feuerwehrfahrzeugen bis hin zu Taschenlampen.
Sie setzen auf klare, aufrechte Formen und bilden zugleich Nischen und Bewegungsräume im Wechsel als Orientierung gebende Struktur. Mitten im Leben öffentlicher Räume resultieren klar definierte eigene Bereiche, zusam-mengehalten von einer deutlichen Zeichensetzung. Fußboden, Wand und Decke symbolisieren gemeinsam die Loge als angenehm abgegrenzten Aufenthalts-Raum, der gleichermaßen Kommunikation in der Gruppe oder individuelles Fahrerlebnis möglich macht.

Wechselnde Zonen und variable Bestuhlung

Der TW 3000 wird ein neues Zonen- und Bestuhlungskonzept erhalten. Die Fahrgäste werden im neuen Fahrzeug nicht nur sitzen und stehen, sondern sich auch an extra dafür vorgesehenen, gepolsterten Stützen anlehnen können. Die Sitze sollen nicht fest verankert, sondern austausch- und verschiebbar sein, um mit den Jahren auf veränderte Kundenwünsche eingehen zu können.

Schweren Unfällen wird vorgebeugt

Bevor das Design von PanikRuhdorfer Designpartner entwickelt wurde, hat die üstra einen Unfallgutachter beauftragt, der wichtige Hinweise zur Gestaltung des Stadtbahnkopfes gegeben hat. Die Front des TW 3000 wird mit dem Ziel konzipiert, die Unfallschwere bei Zusammenstößen mit Fußgängern und Radfahrern zu vermindern.

Klimaanlage verhindert Aufheizen

Das neue Stadtbahnfahrzeug erhält eine Klimaanlage für den Fahrgastraum. Diese soll aber klein dimensioniert werden. Das Ziel ist nicht, das Wageninnere kälter zu machen, als es draußen ist, sondern zu vermeiden, dass sich der Innenraum aufheizt. Außerdem soll die Luft entfeuchtet werden, was Fahrgäste gerade auch im Herbst und Winter als sehr angenehm erleben.

Kundenbeteiligung ist wichtig

Damit Interessen und Anregungen der Fahrgäste mit in das neue Fahrzeug einfließen können, wurden die Fahrgäste schon an den Planungen beteiligt. In einer repräsentativen Marktforschungsstudie wurde u. a. das Nutzungsverhalten und die Wahrnehmung von Defiziten erhoben. Außerdem gab es Gruppendiskussionen mit mobilitätseingeschränkten Fahrgästen. Verbände und Interessenvertreter sind darüber hinaus in den regelmäßigen Abstimmungsrunden und in Workshops in das Projekt einbezogen. Zu diesem Kreis gehören unter anderem Blinden- und Seniorenverbände, FOKUS e. V. und der Sozialverband Deutschland sowie die Behindertenbeauftragte der Landeshauptstadt Hannover, Frau Hammann.
Die Ergebnisse sind zusammengeführt worden und in das Lastenheft eingeflossen. Nach der Auftragsvergabe werden die Fahrgäste in weiteren Schritten an der Konkretisierung von z. B. Sitz- oder Innenraumgestaltung beteiligt.

Der weitere Zeitplan

Am 18. Mai 2009 hat die LNVG die Aufnahme der Förderung von 50 Stadtbahnfahrzeugen in das Mehrjahresprogramm beschlossen. Dieses stellt noch keine Bewilligung der Fördermittel dar. Ein Förderbescheid wird in den nächsten Wochen erwartet. Die üstra schließt das Präqualifikationsverfahren, welches zur Zeit zur Vorauswahl geeigneter Hersteller durchgeführt wird, am 12. Juni 2009 ab. Im Falle eines Förderbescheides wird die üstra dann kurzfristig die europaweite Ausschreibung beginnen. Die Angebote werden ab Oktober 2009 bewertet, ein Zuschlag an einen Hersteller oder ein Konsortium voraussichtlich im März 2010 erteilt. Nach 2,5 Jahren Konstruktion und Bau sollen die ersten TW 3000 Ende 2012 der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Das kostet die neue Stadtbahn

Die üstra kalkuliert mit einem Durchschnittspreis von 2 bis 2,5 Millionen Euro für ein neues Fahrzeug. Eine Marktstudie hat ergeben, dass eine grundlegende Überholung und neue Gestaltung der alten Stadtbahnen wegen des hohen Aufwandes und zu erwartender Rückgänge an Fahrgästen in diesen Fahrzeugen unter dem Strich teurer käme als die Beschaffung neuer Wagen.

www.uestra.de

PM: üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe AG