Freizeit

100 Jahre Rathaus: Drei Stummfilmabende mit Musik und Worten

"Asta Nielsen und die Anderen" nennt das Kino im Künstlerhaus (KoKi) seine kleine Stummfilmreihe, mit der das Jahr der Rathaus-Einweihung 1913 auch als Kinojahr lebendig wird.

In dem Jahr begegnet einem immer wieder Asta Nielsen, einer der ersten ganz großen Kinostars, auch Karl Valentin, der – in seinem ersten kurzen Filmexperiment – seine Hochzeit feiert, und nicht zu vergessen Fatty Arbuckle, Lilian Gish und all die anderen …

Ralf Knobloch vom Koki erläutert die Filme; Werner Loll, Komponist, Pianist und promovierter Musikwissenschaftler aus Goosefeld bei Eckernförde und seit Jahren spezialisiert auf die musikalische Begleitung von Stummfilmen, steuert das akustische Erlebnis bei.

Ort: Kino im Künstlerhaus, Sophienstraße 2, Hannover
Freitag, 14. Juni, Sonntag, 16.Juni, Mittwoch, 19. Juni; jeweils 18 Uhr.
Eintritt jeweils 6,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, mit HannoverAktivPass frei.

Jeder Abend beginnt mit der
"Einweihung des Neuen Rathauses durch Kaiser Wilhelm II."
Frankreich 1913, 1 Minute

In einer französischen Gaumont-Wochenschau ist in einigen wenigen Aufnahmen zu sehen, wie Kaiser Wilhelm II. das eben fertig gestellte Rathaus in Hannover einweiht. Die Gesellschaft für Filmstudien e.V. (GFS) hat diese Sequenz im Rahmen des Projektes "Historische Hannover-Filme" recherchiert, bearbeitet, die Vorführrechte erworben und dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.

Freitag, 14. Juni

"Die Filmprimadonna"
Deutschland 1913, Regie: Urban Gad, Fragment – rekonstruierte Fassung, 17 Minuten

Film im Film: Der Filmstar Asta Nielsen spielt die "Filmprimadonna"! Und tatsächlich sah die Nielsen die Filme, die sie drehte, als ihre ureigene Sache an. Ein historisches Filmfragment mit Blicken in die Filmproduktion, mit tragischer Liebe und einem letzten Tanz. – Béla Balázs schrieb voller Bewunderung. "Senkt die Fahnen vor ihr!", vor dieser Primadonna des stummen Films!

"Der Andere"
Deutschland 1913, Regie: Max Mack,
Drehbuch: Paul Lindau, 67 Minuten
Darsteller u. a.: Albert Bassermann, Emmerich Hanus, Nelly Ridon,

Der Regisseur Max Mack (1884-1973) war ein Pionier des deutschen Stummfilms. Er verhalf insbesondere mit "Der Andere", einer Variation des Jekyll-and-Hyde-Themas, – mit dem berühmten Theaterschauspieler Albert Bassermann in der Hauptrolle – dem geschmähten jungen Medium zu künstlerischer Anerkennung und machte es salonfähig.
Der von Paul Lindau nach seinem Bühnenstück verfasste Film gilt als einer der ersten deutschen Stummfilme, die von der Kritik künstlerisch und schauspielerisch anerkannt wurden.

Sonntag, 16. Juni

Karl Valentins Hochzeit
Deutschland 1913, Darsteller: Karl Valentin, Georg Rückert, 6 Minuten

In seinen autobiographischen Erinnerungen schreibt Karl Valentin: "Die Münchner haben es wahrscheinlich längst vergessen, dass ich in ihren Mauern der erste Filmunternehmer Bayerns war. … All mein sauer erspartes Geld steckte ich hinein, um ein Film-Großindustrieller zu werden. Aber nach sechs Monaten war ich schon rettungslos verkracht…"
"Karl Valentins Hochzeit" war sein allererster Film. Und die ersten Aufnahmen waren gänzlich falsch belichtet, so dass er im nächsten Jahr noch einmal komplett neu aufgenommen werden musste…

"S 1"
Deutschland 1913, Regie und Drehbuch: Urban Gad, 60 Minuten
Darsteller u. a.: Charly Berger, Siegwart Gruder, Asta Nielsen u. a.

Ein General, seine Tochter und die Wirren um einen Luftkreuzer für die deutsche Armee. Ein dänischer Ingenieur und ein heimtückischer Graf Baldini vom feindlichen Geheimdienst. Ein früher Abenteuer- und Spionagefilm – und die Hoffnung des deutschen Militärs auf eine schlagkräftige Luftabwehr …
S 1 hatte seine Erstaufführung am 15. November 1913. Neun Monate später begann der Erste Weltkrieg.

"Fatty als Polizist – Fatty joins the Force"
USA 1913, Regie: George Nicholls, 14 Minuten
Darsteller u. a.: Roscoe "Fatty" Arbuckle

Roscoe Arbuckle, der sich auf Grund seiner Körperfülle "Fatty" nannte, war einer der großen Stars des Stummfilms. Er arbeitete zusammen mit Buster Keaton, mit dem er eng befreundet war, mit Ben Turpin, Stan Laurel, Oliver Hardy und Bing Crosby – sowie mit Charlie Chaplin. Und in den frühen Jahren des Films war er tatsächlich beliebter und bekannter als dieser.
Und dann sind da die weltberühmten "Keystone Cops", die in den Filmen der gleichnamigen Filmproduktionsgesellschaft ein Urbild des Slapstick und des Chaos bildeten.

Mittwoch, 19. Juni

"Die Suffragette"
Deutschland 1913, Regie und Drehbuch: Urban Gad, 60 Minuten
Darsteller u. a.: Asta Nielsen, Max Landa, Mary Scheller, Charly Berger u. a.

Nelly, Tochter aus gutem Hause, kämpft mit den Suffragetten für das Frauenwahlrecht. Minister Lord Ascue will diese emanzipatorischen Bestrebungen per Gesetz unterbinden.
Ein scheinbar unerbittlicher Kampf. Doch statt eine Bombe zu zünden, heiratet Nelly lieber den Lord. Botschaft: "Wir Frauen sollen nicht durch Verbrechen siegen, sondern durch unser Herz!" Wir schreiben das Jahr 1913!

"The Battle of Elderbush Gulsh"
USA 1913, Regie: D. W. Griffith, 33 Minuten
Darsteller u. a.: Mae Marsh (Sally), Lillian Gish (Junge Mutter), Robert Harron (deren Mann)

Ein erster großer Klassiker des Westernkinos! Inszeniert von David Wark Griffith, der in diesen Jahren maßgeblich die Grammatik des filmischen Erzählens entwickelte. Innerhalb von knapp 20 Minuten macht Griffith aus einem banalen Zwischenfall eine komplexe Geschichte, die er zu einem der aufregendsten Höhepunkte führt, die ein Film dieser Zeit hatte.

Pressemitteilung: Stadt Hannover